Kempten (pa). - 'Ich finde,' ärgert sich Dr. Werner Neuhauser, 'das ist einfach kein Service.' Seit etwa vier Wochen nämlich, klagt der Kemptener, gebe es in seinem Wohngebiet am Haubenschloss 'massive Probleme mit der Postzustellung'. Allmählich sei er es leid, mehrmals am Tag zum Briefkasten zu springen und meist vergeblich nachzusehen. Bislang hatte es Neuhauser als selbstverständlich empfunden, dass Briefe und Zeitungen vormittags zugestellt werden. Denn so habe das viele Jahre auch am Haubenschloss funktioniert: Zuverlässig zwischen 11 und 12 Uhr sei der Briefträger gekommen. Doch vor ein paar Wochen habe sich das schlagartig geändert. Jetzt komme die Post regelmäßig erst am Nachmittag, manchmal 'schon' um 14 Uhr, oft aber erst zwischen 16 und 17 Uhr. Haben die vielleicht zu wenig Personal oder den Zustellbezirk vergrößert, rätselte der verärgerte Postkunde über die Ursache der Verzögerung. Als er eine Auskunftsnummer der Deutschen Post anrief, geriet Dr. Neuhauser zwar an freundliche Menschen, doch eine zufriedenstellende Antwort habe er nicht bekommen. Dass die Post einmal später als gewohnt ins Haus geliefert wird, könne aus verschiedenen Gründen 'punktuell überall einmal vorkommen', erklärt Ingo Perl vom Kundenservice der Post auf Anfrage der AZ. Zum konkreten Fall Haubenschlossgebiet stellt Perl fest, dass der dortige Bezirk nicht verändert worden sei. Doch sei für diesen Bereich ein neuer Zusteller eingestellt worden, und der habe am Anfang ganz einfach noch nicht die Routine. Hinzu komme auch, dass nach der Ferienzeit die Zahl der Sendungen allgemein ansteige. Grundsätzlich, so Perl, habe sich die Post selbst den Maßstab gesetzt, dass bundesweit möglichst viele der rund 70 Millionen Sendungen am Tag nach der Aufgabe zugestellt werden. Zu 95 Prozent gelinge das auch. Und geschummelt werde bei der Erfolgskontrolle nicht, dafür sei eine Fremdfirma zuständig. Einen Rechtsanspruch, dass die Post 'am nächsten Tag' im Briefkasten ist, habe der Kunde allerdings nicht, stellt Ingo Perl klar. Und noch weniger könne er darauf pochen, dass alle Sendungen bis zwölf Uhr mittags ausgetragen sind. Auch wenn das im Bundesdurchschnitt zu 80 Prozent gelinge.
Einarbeitung wie lange? Aber in letzter Zeit nicht mehr im Haubenschlossgebiet, kontert Dr. Werner Neuhauser und beharrt auf seiner Forderung: 'Ich will meine Post wieder vormittags.' Auch mag er der Begründung des Servicemannes nicht so recht glauben: 'Nach vier Wochen müsste sich der Zusteller doch eingearbeitet haben.'