'Das sind Verhältnisse wie auf der Ostsee' – so beschreibt Klaus Achtelstetter, Polizeihauptkommissar in Lindau, den Bodensee bei starkem Wellengang. Dass der See nicht immer nur ruhig und beschaulich sein kann, weiß Achtelstetter von seinen zahlreichen Einsätzen bei Seenotrufen.
Seit 25 Jahren arbeitet der 51-Jährige mittlerweile bei der Wasserschutzpolizei (WSP) in Lindau am Segelhafen. In diesen Jahren hat er erlebt, dass der Bodensee einerseits eine idyllische Kulisse bietet und jedes Jahr wieder Badegäste und Bootsfahrer anlockt. Andererseits kann sich gerade hier das Wetter schnell drehen. Aus dem lauen Lüftchen entwickelt sich dann schnell ein Sturm mit gefährlichem Wellengang. Bis zu 3,50 Meter hohe und 60 Meter breite Wellen sind auf dem Bodensee möglich.
Zu viel für jedes Fischer-, Segel- oder Motorboot, erst recht für jeden Schwimmer. Wenn ein Mensch in Gefahr ist, läutet bei Achtelstetter und seinen Kollegen der Seenotruf. Mehrere Boote, speziell für die Verhältnisse auf dem Bodensee angepasst, sind am Anleger und jederzeit startklar.
Die Wasserschutzpolizei Lindau teilt sich die Zuständigkeit auf dem Bodensee mit den Kollegen aus Österreich und der Schweiz. Bei Notrufen sind die imaginären Grenzen aber nicht von Bedeutung: Bei einem Seenotruf hilft, wer gerade in der Nähe des Unfallorts ist, sagt Achtelstetter. Den einzelnen Fall können die Polizisten zur weiteren Bearbeitung auch noch im Nachhinein an die zuständige Behörde abgeben.
Achtelstetter erinnert sich an einen Fall aus dem benachbarten österreichischen Gebiet: "Ein Berufsfischer beanspruchte ein Fanggebiet, das ihm laut Rechtslage nicht gehörte. Dort holte er die Netze der bayerischen Kollegen aus dem See. Eines Tages bedrohte er die Fischer mit einer Pumpgun und wir kamen zu Hilfe." Den österreichischen Fischer nahmen die Polizisten noch auf dem Bodensee fest, entließen ihn aber schon bald wieder, da er einen festen Wohnsitz in Österreich nachweisen konnte. "Der Fall nahm den ganz normalen Rechtsweg", so Klaus Achtelstetter.
Ein Seenotruf gehört glücklicherweise nicht zur täglichen Arbeit der Wasserschutzpolizisten. Selbstverständlicher ist da das Streife fahren. Das läuft ähnlich ab wie bei den Kollegen an Land. Sie achten auf Umweltdelikte wie das Abladen von Schrott oder Gewässerverunreinigungen und auf Auffälligkeiten am Ufer. Wenn Achtelsetter und seinen Kollegen ein Boot auf dem See verdächtig erscheint, stoppen sie es mit der Anhaltekelle, machen mit einem langen Signalton auf sich aufmerksam und fahren das Boot längsseits an. Dann kontrollieren sie den Schiffsführer, fragen nach Patent- und Zulassungspapieren und der notwendigen Sicherheitsausrüstung.
Dass die Polizisten bei Kontrollen auf Schmuggelware stoßen, kommt selten vor, erzählt Achtelstetter. Seit der Öffnung der Grenzen gibt es nur noch wenige Fälle, bei denen jemand versucht, Geld oder Drogen auf die andere Seite des Bodensees zu bringen. Außerdem haben wir hier auf dem See das Problem mit der Einreise, sagt Polizeihauptkommissar Achtelstetter. Erst, wer an Land angelegt hat, kann wirklich belangt werden. Diese Kontrollen übernimmt dann eher der Zoll, der auch mit eigenen Booten auf dem See unterwegs ist.
Genauso wie Schmuggel sind Wasserleichen, die an der Oberfläche treiben, selten. Achtelstetter kann dazu nur von Fällen aus dem schweizerischem und österreichischem Teil des Bodensees berichten. Im bayerischen Gebiet gab es in den vergangenen Jahren keinen bekannten Fall. "Allerdings kommt es jedes Jahr immer wieder zu tödlichen Badeunfällen, bei denen uns Badegäste zu Hilfe rufen", so der Polizeihauptkommissar.
Ist es bei schönem Wetter nicht ein Traumjob, mit dem Dienstboot als Wasserschutzpolizist auf dem Bodensee unterwegs zu sein? "Mit der Zeit wird das Bootfahren - genauso wie das Autofahren - zur Routine. Aber die Kulisse am Bodensee ist natürlich ohne Frage sehr schön", erzählt Klaus Achtelstetter von seinem Berufsalltag auf dem größten See Deutschlands.