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Polizei stochert in der Heroinszene

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Polizei stochert in der Heroinszene

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    Bereits zwei Drogentote: Umfangreiche Ermittlungen Marktoberdorf (vit). Bereits zwei junge Männer starben heuer in Marktoberdorf an den Folgen von Heroin-Konsum: ein 34-Jähriger im März, ein 17-Jähriger Anfang Juni. Schon vor diesen tragischen Fällen hatte die Polizei in Marktoberdorf Ende vergangenen Jahres mit sehr intensiven Ermittlungen begonnen: Der Kripo Kempten sind rund 20 Heroin-Süchtige in der Stadt bekannt.

    Jahrelang war es relativ ruhig in der Marktoberdorfer Drogenszene. In der Statistik der Kriminalpolizei ist 1997 letztmals ein Drogentoter aufgeführt, ein 31-Jähriger. 1995 starb ein 19-Jähriger an einer Überdosis. Daher ist die Häufung von bereits zwei Heroin-Toten in diesem Jahr besonders auffällig. Kemptens Kripo-Chef Walter Hägele erinnert auch an eine Bande von jugendlichen Heroin-Abhängigen, die in den Jahren 96/97 durch Beschaffungskriminalität auffielen. Quelle für das Rauschgift seien damals vor allem albanische Asylbewerber aus Kempten und aus der Sammelunterkunft Ochsenhof bei Görisried gewesen. Nachdem die Bande aufgeflogen und die Albaner verhaftet waren, sei es wieder relativ ruhig geworden.

    Ende 1999, so Hägele, rückte die Marktoberdorfer Szene wieder stärker ins Visier der Ermittler. Zwei Männer versorgten nach Erkenntnissen der Kripo die Heroin-Süchtigen. Diese beiden Ausländer bezogen den Stoff von einem Bosnier aus Kaufbeuren, gegen den mittlerweile Haftbefehl erlassen worden ist.

    Abnehmer in Marktoberdorf sei eine Gruppe von rund 20 Personen im Alter von 17 bis 22 Jahren, vorwiegend junge Männer, die allesamt Heroin konsumieren. Dieser Clique habe auch der 17-jährige Drogentote von Anfang Juni angehört. Kennzeichnend für diese Szene, deren Mitglieder aus sehr verschiedenen sozialen Gruppen kommen, sei, dass die jungen Leute normalerweise nicht mit Drogen handeln, allenfalls mit Hasch. Zudem seien die Mitglieder bisher nicht durch Beschaffungskriminalität (Einbrüche, Diebstähle, Überfälle) aufgefallen.

    'In Marktoberdorf ist bekannt, wer was beschaffen kann', berichtet Hägele. Die Treffen zwischen Dealern und Konsumenten würden meist kurzfristig über Handy koordiniert. Ein beliebter Umschlagplatz sei der Parkplatz beim Hallenbad. Doch es seien weder Verbindungen in bestimmte Gaststätten noch in den städtischen Jugendtreff oder in die Schulen bekannt, stellt Hägele ausdrücklich klar.

    Abhängige brauchen Hilfe

    Hägele geht davon aus, dass beim Weg in die Abhängigkeit die Neugier und der Druck der Gruppe eine Rolle spielen: 'Man möchte mal was ausprobieren.' Doch wer heroinsüchtig ist, komme aus eigener Kraft in der Regel nicht mehr los, weiß Hägele: 'Ein Abhängiger braucht Hilfe.' Anlaufstellen dafür seien die Drogenberatungsstellen in Kaufbeuren oder Kempten, die Gesundheitsämter oder das Jugendamt. Auch Angehörige können sich dort Rat holen. Denn die Süchtigen selbst kommen meist nur dann, wenn es ihnen sehr schlecht geht, oder wenn sie durch einen Entzug vor Gericht eine mildere Strafe erhalten.

    Hägele hofft nun, dass die Kripo das Drogenproblem in Marktoberdorf bald in Griff bekommt: 'Erfahrungsgemäß beruhigt sich die Szene wieder, wenn wir drin rumstochern. Das kocht hoch und wir reagieren mit sehr intensiven Ermittlungen.' Die Polizei bittet aber auch die Bevölkerung um Hinweise zur Drogenszene: Unter der Telefonnummer 0831/5917-363 kann man sich direkt an die Kripo wenden, wobei die Informationen auf Wunsch auch vertraulich behandelt werden.

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