Bauernproteste ohne Ende. Zuletzt demonstrierten am Montag tausende Milchhbauern in Brüssel, darunter auch rund 100 Landwirte aus dem Allgäu. Doch nichts ändert sich. Der Milchpreis ist so niedrig, dass tausende Bauern im Allgäu von Existenzängsten geplagt werden. Wir sprachen mit Hans Peter Uhlemayr, stellvertretender Vorsitzender des Bundesverbandes Deutscher Milchviehhalter (BDM) im Oberallgäu.
Sie sind ja viel unterwegs für den BDM. Bleibt da überhaupt noch Zeit, ihren Hof zu bewirtschaften?
Uhlemayr: Manche Dinge bleiben einfach mal liegen. In den vergangenen 14 Tagen war ich fast jeden Abend auf Versammlungen. Der Arbeitstag beginnt morgens um 5 Uhr und endet gegen 19 Uhr. Dann muss ich häufig zu Versammlungen.
Wie groß ist ihr Betrieb?
Uhlemayr: 45 Kühe, damit liege ich im Oberallgäu etwas über dem Durchschnitt.
Wieviel Geld fehlt Ihnen in der Kasse, wenn der Milchpreis nicht anzieht?
Uhlemayr: Das summiert sich in einem Jahr auf 30000 bis 40000 Euro. Die fehlen, um nachhaltig wirtschaften zu können.
Das ist eine Menge Geld.
Uhlemayr: Ja, das ist ruinös. Für alle Milchbauern. Die meisten warten wohl bis zum Winter und werden dann überlegen, was sie machen. Wenn sich nicht bald etwas ändert, werden viele aufhören. Derzeit liegt der Milchpreis im Allgäu bei 22 bis 24 Cent. Saisonal bedingt wird er zum Jahresende wohl um zwei Cent nach oben gehen, dann sind wir vielleicht bei 25 Cent. Aber bei diesem Preis können die Betriebe nicht weiter existieren.
Wie viel wäre notwendig, damit die Bauern einigermaßen über die Runden kommen?
Uhlemayr: 35 Cent, 40 wären uns natürlich lieber.
Aber die Politiker signalisieren doch, dass sie Verständnis für die Situation der Bauern haben. . .
Uhlemayr: Aber bloß mit Sonntagsreden kommen wir nicht weiter. Ich verstehe nicht, dass man sich jedem Ansatz verschließt, den Markt in den Griff zu bekommen. Das betrifft vor allem auch den Bauernverband. Auf dem Markt ist zu viel Milch. Dieses Dilemma aber löst man nicht, indem man die Quote erhöht und weitere zusätzliche Steuergelder fordert.
Das hört sich alles sehr pessimistisch an
Uhlemayr: Ich kann derzeit nicht erkennen, dass irgendjemand irgendetwas tut. Wenn das so weitergeht, werden Betriebe massenweise aufhören. Das Aussehen der Allgäuer Kulturlandschaft wird sich rapide dadurch verändern. Eines ist sicher: Die Politiker kommen nicht zum Mähen.