Sie ist weiß und plüschig, hat riesige schwarze Augen und lange Wimpern: Die therapeutische Roboter-Robbe Emma sieht wirklich putzig aus. Doch das allein genügt nicht, um im Lindauer Altenheim Maria-Martha-Stift zum ersten Mal bayernweit bei der Betreuung Demenzkranker Menschen eine wichtige Rolle zu spielen. "Emma kann mehr", versichert Heimleiterin Anke Franke und streichelt das Plüschtier, worauf dieses gurrende Geräusche von sich gibt und den Kopf gezielt in die Richtung ihrer Hand bewegt.
Emma reagiert auf Licht, Stimmen und Berührungen. Auf ein Streicheln antwortet sie mit Bewegungen und Geräuschen. Geht man grob mit ihr um, meckert und klagt sie auch schon mal. Kurz gesagt: Emmas Verhalten hängt direkt davon ab, wie Menschen ihr begegnen. Sie interagiert mit den Bewohnern des Altenheims. Und die sind in der Regel sehr angetan von der Robbe, wollen sie halten und herzen.
Also dient Emma dazu, die alten Menschen ruhig zu stellen? "Nein, überhaupt nicht", betont Altenpflegerin Maria Bertsch, die mit ihrer Kollegin Rosalinde Hopf speziell für den Umgang mit Emma vom Hersteller des Plüschtiers zertifiziert worden ist. "Emma ist eine Kontaktbrücke zu Menschen, die an Demenz erkrankt sind.
" Liegt Emma auf ihrem Schoß, werden die Betroffenen ruhiger, sprechen besänftigend auf das Plüschtier ein. "Die an Demenz Erkrankten werden auf diese Weise sanft aktiviert", erklärt Hopf. Emma schafft Ablenkung und durchbricht wie selbstverständlich Barrieren, die viele ältere Menschen um sich herum aufgebaut haben.
In die Kommunikation, die zwischen Emma und den Altenheim-Bewohnern stattfindet, kann sich das Pflegepersonal dann einklinken und selbst wieder Beziehungen aufbauen. Die Senioren kommen wieder mit ihrer Vergangenheit in Kontakt und Teile ihrer Lebensgeschichte offenbaren sich. Mit diesen biographischen Daten kann das Pflegepersonal besser auf sie eingehen. Die durch Emma entstandene Entspannung erleichtert darüber hinaus den Alltag.
Nicht alle Mitarbeiter des Altenheims waren von Emma sofort begeistert, auch Pflegedienstleiterin Barbara Gregori war zunächst skeptisch: "Aber ihrem Charme kann sich niemand entziehen." Ursprünglich kommt das schmusige Hightech-Plüschtier aus Japan, wo es unter dem Namen "Paro" viele Freunde gefunden hat. Dort ist es entwickelt worden, dort wird es ohne Scheu und wie selbstverständlich in Altenheimen genutzt.
Das Lindauer Altenheim kostete Emma inklusive der Schulung für zwei Mitarbeiterinnen, die ihr Wissen an das ganze Team weitergeben, fast 5000 Euro. Die Mittel dafür kamen von einem Sponsor.
"Das Geld hätten wir sicher nicht investiert, wenn wir nicht von der positiven Wirkung Emmas überzeugt wären", betont Heimleiterin Franke und Emma blinzelt dabei mit ihren großen schwarzen Kulleraugen, als wolle sie selbst versichern, dass sie ihr Geld wert ist.