Als leuchtendes Beispiel sauberer Energiegewinnung galt das Biomasseheizkraftwerk in Mindelheim einst. 8,5 Millionen Euro hat die Anlage gekostet, mit der das Unternehmen Bioenergie Mindelheim Strom produzieren, 15000 Tonnen trockenes Futtergut sowie bis zu 30000 Megawattstunden Fernwärme jährlich bereitstellen wollte. Dieses Ziel hat die Tochtergesellschaft der Futtertrocknung Mindelheim verfehlt, denn sie ist drei Jahre nach ihrem Start pleite. Der Insolvenzantrag trifft auch die Anteilseigner und indirekt Beteiligten - unter anderem die Vereinigten Wertach-Elektrizitätswerke (VWEW), deren Gesellschafter die Stadt Kaufbeuren und weitere Kommunen sind.
"Wir haben uns alle bemüht, das Unternehmen zu retten", sagt VWEW-Geschäftsführer Frank Backowies. "aber es war nicht zu retten." Da die Probleme in der Technik und der Regelung dieser Technik (wir berichteten) seit langem bekannt waren, hatte der Kaufbeurer Energieversorger bereits Vorsorge getroffen. Rund eine halbe Million Euro wurden in der VWEW-Bilanz 2009 wertberichtigt. Das heißt, durch diesen Betrag, der als Beteiligung der VWEW an der Bioenergie Mindelheim GmbH & Co. KG im Fokus steht, minderte sich seinerzeit das Ergebnis des Stromunternehmens. Das Problem sei bilanziell abgeschlossen. Für die VWEW habe es dadurch keine Gefahren oder Einschränkungen in der Geschäftspolitik gegeben, versichert Backowies, der die Geschäftsführung im vergangenen Jahr übernommen hatte. "Die Kunden bekommen davon nichts Nachteiliges mit", sagt er, "wenngleich das Ganze natürlich sehr ärgerlich ist.
" Zumal sich die Elektrizitätswerke auch von ihren Renditeerwartungen aus der Beteiligung verabschieden müssen.
Durch die vertraglichen Regelungen waren den VWEW als Minderheitseigner und der Stadt als deren Hauptgesellschafterin bei dem wirtschaftlichen Drama im Unterallgäu offenbar weitgehend die Hände gebunden. "Unsere Anteile und unser Einfluss waren so gering, dass wir Entscheidungen nicht erwirken, allenfalls blockieren konnten", so Backowies. "Rückblickend ist man immer schlauer."
Der VWEW-Chef schließt aus, dass die schlechten Erfahrungen mit dem Mindelheimer Biomasseheizkraftwerk Einfluss auf das künftige Engagement des Kaufbeurer Energieversorgers in der regenerativen Energiegewinnung haben wird. "Beteiligungen und Wachstum werden weiterhin ein wichtiges Thema für uns sein", sagt er.
So haben die strategische Entwicklung und das Controlling mittlerweile einen deutlich höheren Stellenwert im Haus. "Allerdings", räumt Backowies ein, "werden wir künftig sicher auch genauer hinschauen."
Der Betrieb in dem Mindelheimer Biomasseheizkraftwerk geht trotz der vorläufigen Insolvenz weiter, es liefert auch Strom und Wärme. Ob und wie die Einrichtung langfristig fortgeführt werden kann, ist derzeit offen. (avu)