Von Sabine Verspohl-Nitsche Altusried Das Ziel war klar: Unter den zehn besten Kata-Kämpfern im Judo wollten Heribert Hartmann und Sebastian Klinger bei der Europameisterschaft in Turin/Italien landen. Unterstützt von einer großen Fangemeinde aus Altusried kehrten die einzigen bayerischen Teilnehmer am Ende mit dem siebten Platz im Gepäck heim - der Lohn für monatelanges hartes Training und strenge Disziplin.
Ein großes japanisches Schriftzeichen gibt dem Sportstudio des TSV Altusried den passenden Anstrich für einen Judo-Übungsraum. Die Deutschland-Flagge mit den Lettern 'Herry und Basti für Deutschland', die die Schlachtenbummler extra für Turin angefertigt haben, prangt an der gegenüberliegenden Wand und erinnert die erfolgreichen Athleten an das einmalige Erlebnis. Momentan treffen sich die beiden zwar nicht mehr - wie zuletzt vor der EM - sechs Mal wöchentlich zum Training, doch muss die Übung regelmäßig wiederholt werden. Eines ist trotz allen Ehrgeizes und des Erfolges sicher: 'Für uns ist Judo nach wie vor Hobby und soll Spaß machen', sagen Sebastian Klinger (30) und Heribert Hartmann (49), beide Bauingenieur von Beruf.
Nicht nur Athletik ist gefragt
Wenn sie ihre Übung abspulen wird klar, dass bei dieser Kategorie des Kampfsports nicht nur Athletik gefragt ist. Jedes Element, jede Technik, jede Art des Angriffs sind genau vorgeschrieben - ähnlich dem Pflichtprogramm im Eiskunstlauf. Die Qualität der Kata macht schließlich das Zusammenspiel aus Wachsamkeit, Körperspannung und meditativen Elementen aus. Wenn Klinger mit einem täuschend echt aussehenden Dolch auf Hartmann losgeht, entwindet dieser ihm die Waffe schnell und hält ihn am Boden so lang fest, bis der Jüngere auf dem Mattenboden abklopft. Der Angriff muss schließlich überzeugend vorgetragen werden. Während der Kata filmten sich die beide selbst, um anschließend eventuelle Unstimmigkeiten oder Fehler nach Möglichkeit abzustellen.
Seit sieben Jahren ein 'Paar'
Mit 21 Jahren hat sich der Krugzeller Hartmann dem Judo verschrieben. 'Das ist in dem Sport schon recht spät', zieht er Bilanz. Ab dem orangefarbenen Gurt hat er mit Leo Walter das Training der jugendlichen Judoka des TSV Altusried übernommen und leitet mittlerweile seit vielen Jahren die Abteilung. Schon mit acht Jahren kam Klinger (Reicholzried) zum Judo, wechselte mit 14 zu den Erwachsenen und trainierte unter seinem jetzigen Partner. Seit 1997 sind die beiden ein 'Paar', haben sich gemeinsam auf die verschiedenen Prüfungen zum Schwarzgurt (1. Dan) vorbereitet und sind derzeit im Besitz des 4. Dan.
Erstmals nahmen die Sportler 2004 an der bayerischen Kata-Meisterschaft teil. 'Wir wurden auf Anhieb Erste', erinnern sie sich. Bei der deutschen Meisterschaft wurden sie 2004 Dritte und das Jahr darauf Vierte. Der Sprung ganz hinauf auf das Podest gelang heuer bei der bayerischen Meisterschaft in Altusried. Bei der 'Deutschen' wurden sie Zweite. 'Damit waren wir für die EM qualifiziert', so Hartmann. Im Vergleich mit anderen Nationen, die durch die Bank professionelle Trainer haben, schlug sich das Team Hartmann/Klinger gut und wurden Siebte.
Wie geht es weiter? 'Man muss seine Grenzen sehen', sagt Klinger. 'In Deutschland werden wir nie die Nummer 1. Da sind die Hessen vorn, die im Leistungszentrum trainieren'. Ohne Trainer seien die Chancen, noch weiter zu kommen, schon eingeschränkt, gestehen die Athleten ein. Ans Aufhören denken sie aber noch lange nicht.