"Faszination Radsport" - davon können der gebürtige Berliner Uwe Peschel aus Kressbronn und der Scheidegger Tobias Steinhauser ein Liedchen singen. Als Ex-Radprofis haben sie am Dienstagabend im Kurhaus in Scheidegg zu diesem Thema aus dem Nähkästchen geplaudert. Dabei stellten die zwei Sportler wahre Unterhaltungskünste unter Beweis; streuten hier ein Witzchen ein, dort eine lockere Bemerkung - das alles stets gespickt mit reichlich Informationen und Fakten rund um den Radsport. Die kurzweilige Veranstaltung war Teil einer Serie zum zehnjährigen Bestehen des Diagnostikzentrums Scheidegg.
Den Kühlschrank leer räumen
Während ein Laie im Gesundheits- und Breitensport im Jahr zwischen 1000 und 5000 Kilometer strampelt, kommen Profis laut Informationen auf einer Leinwand auf bis zu 40000 Kilometer im Jahr. Viele Hobbysportler trainieren im anaeroben Bereich (also mit Sauerstoffunterschuss), weiß Markus Weber, Inhaber des Diagnostikzentrums Scheidegg. "Sie wundern sich dann, warum das Bäuchlein nicht verschwindet oder sie nach dem Training den Kühlschrank leer räumen", sagte er.
Nur durch langsames und ruhiges Training könne der Grundlagenausdauerbereich ausgebildet werden, erklärte Uwe Peschel. Und allein auf dieser Basis könne die Leistungsfähigkeit nach und nach gesteigert werden. "Du bist im Grundlagenbereich, solange Du noch schwätzen kannst", sagte Peschel.
Für falsch hält er es, nach Durchschnittsgeschwindigkeit oder Kilometerzahl zu trainieren. Er rät, die Zeit als Maßeinheit zu wählen.
Herzfrequenzmesser ist wichtig
Für den Nicht-Profisportler halten Peschel und Steinhauser einen Herzfrequenzmesser für sehr wichtig. Sie betonten aber auch, dass die Pulsmessung im Spitzensport zu ungenau ist. Spezielle Trainingseinheiten seien nicht möglich. Genauer sei die Wattmessung, weil es sich dabei um einen festen Wert handelt. "In zehn Sekunden auf 500 Watt zu kommen geht. Aber man schafft es nicht, in der gleichen Zeit seinen Puls auf 175 hochzubringen", erklärte Steinhauser.
Jede Menge Nudeln?
Bei der Tour de France stehen 35000 Kilometer in 21 Tagen auf dem Programm. Mehr als 75000 Kalorien verbrauchen die Sportler in dieser Zeit. Das sind über 3500 Kalorien am Tag. Was Profiradfahrer "außer Spaghetti sonst noch einwerfen", wollte ein Zuhörer wissen. Steinhauser räumte sogleich auf mit dem Gerücht, dass ein Leistungssportler jede Menge Nudeln in sich reinschaufelt. "Wir essen erstaunlich wenig, keiner will zunehmen." Zumindest am Anfang der Tour herrsche daher große Disziplin.
Aber weil täglich Salat, Pasta, ein Stückchen Fleisch und Fruchtsalat mit Joghurt nur begrenzt für Abwechslung sorgen, haben Steinhauser und seine Kollegen während der Tour auch mal den Pizzaservice kommen lassen - "auch wenns nicht gesund war". Auch Peschel räumt ein, zum Ende der Tour hin immer unvernünftiger geworden zu sein.
Aber genau darin liegt für ihn die Fähigkeit, die Tour zum Ende zu bringen. "Sonst verlierst Du jeden Sinn fürs Radfahren und es ist nur noch Last. Irgendwann funktionierst Du nur noch, bist mental so müde, dass Du lange für die Erholung brauchst."
Überrascht waren Referenten und Veranstalter von den vielen Zuhörern - rund 160, schätzen Moderator Bernd Seelherr aus Staudach bei Hergatz und Markus Weber. Auf zusätzlich aufgestellten Stühlen fand aber jeder Zuhörer einen Sitzplatz.