Kempten (pa). - Auf den ersten Blick ist die Idee etwas gewöhnungsbedürftig: Schlittschuhlaufen auf dem St.-Mang-Platz. Doch der CSU-Stadtrat Stephan Prause, der sie ersonnen hat, verspricht sich davon 'einen Schub für die Attraktivität der Altstadt'. Vor allem in Verbindung mit dem Weihnachtsmarkt auf dem Rathausplatz könne daraus ein Anziehungspunkt für Kinder und Familien werden. So könnte sich Prause vorstellen, dass Kinder und Jugendliche am Abend bei Flutlicht auf der Eisfläche ihre Kurven drehen, während die Erwachsenen sich an Glühwein und gebrannten Mandeln laben. Im Rahmen eines Gesamtkonzeptes könne man auch darüber nachdenken, den Weihnachtsmarkt in Richtung St.-Mang-Platz zu erweitern. Sein Vorschlag, so Prause, sei langfristig ausgelegt und sollte, wenn man ihm näher tritt, bei der Neugestaltung des Platzes mit berücksichtigt werden. Auch solle man versuchen, die Finanzierung auf mehrere Standbeine zu verteilen und darüber beispielsweise mit dem Einzelhandelsverband sprechen. Andere Städte, wie Gersthofen bei Augsburg, hätten mit einer solchen Winterattraktion jedenfalls gute Erfahrungen gemacht. In der Tat hatte der 'Wintertraum Gersthofen' im vorigen Winter insgesamt 20000 Besucher aufs Eis gelockt. Dort war auf dem Platz zwischen Rathaus und City-Center von Anfang Dezember bis zum Faschingsdienstag eine 30 mal 15 Meter große Natureisbahn (mit zwei Kältemaschinen) installiert und darauf allerlei 'Events' wie Eis-Disco und 'rutschige' Faschingsbälle veranstaltet worden. Obwohl 'familienfreundliche' Gebühren verlangt wurden, blieb der Stadt ein Defizit von 75000 Euro. Trotzdem leistet Gersthofen sich auch heuer wieder seinen 'Wintertraum'. Angesichts dieser Zahlen meint Prause, dass für Kempten nur eine abgespeckte Version in Frage käme. Als Hausherr des St.-Mang-Platzes lehnt Dekan Hans Gerhard Maser den Prause-Vorschlag nicht von vornherein ab: 'Wir sind in einer Phase, in der wir Ideen sammeln, wie man die Altstadt lebendiger machen kann. Da sind uns alle kreativen Ideen herzlich willkommen.' Allerdings weist Maser gleich auf einen Umstand hin, der bei der Verwandlung von Wasser in Eis zu berücksichtigen wäre: Nach der Umgestaltung wird der St.-Mang-Platz durchgehend ein Gefälle von vier bis fünf Prozent haben.
Drei entscheidende Fragen Die Stadt, sagt Oberbürgermeister Dr. Ulrich Netzer, werde Prauses Vorschlag 'intensiv prüfen'. Wobei allerdings dreierlei zu bedenken sei. Erstens : Haben wir für so etwas überhaupt Geld? Zweitens: Brauchen wir das, wo es im Kempten im Eisstadion und auf den Seen eigentlich genug Möglichkeiten zum Schlittschuhlaufen gibt? Und drittens: Ist das direkt neben der Kirche überhaupt der richtige Ort?