Marktoberdorf/Ostallgäu (sg/az). - Für eine kurze Zeit im Jahr erwacht die Pilzwelt, die in ihrer Formen- und Farbenvielfalt jedes Mal von neuem begeistert. Viele Pilze werden wegen ihrer verschiedenen köstlichen Aromastoffe hoch geschätzt. Deshalb ist das Sammeln von Speisepilzen sehr beliebt. Ein gutes Dutzend verschiedener Pilzarten findet zum Beispiel der Marktoberdorfer Adolf Suske in den umliegenden Wäldern. Aber nicht jeder, der sich auf Pilzsuche begibt, ist sich seiner Sache so sicher. Und so erzählt ein weiterer Marktoberdorfer, dass er nur Steinpilze nimmt, die in der vorletzten Woche in Massen wuchsen, sich in den vergangen Tagen aber rarer machten. Adolf Suske weiß warum: Es war abnehmender Mond. Mitte Juli dagegen habe er etliche gefunden. Wenn er aber in die Pilze geht, gibt es am Abend eine gemischte Pilzpfanne. Eine Mixtur aus verschiedenen Sorten - zur Zeit findet er überaus viele Braunkappen oder auch Trompetenpfifferlinge - sei einfach aromatischer. Er komme ursprünglich, so Suske, aus der Berliner Gegend. Dort sei er schon als Kind mit dem Eltern in die Pilze gegangen. Im Allgäu, so erzählt ein Alteingesessener, sei es früher nicht üblich gewesen, im Wald Pilze zu sammeln. Dies hätten erst die Heimatvertriebenen mitgebracht. Heuer, so sagen versierte Sammler wie Suske, sei ein gutes Pilzjahr. Insbesondere im Vergleich zu den Jahren 2003 und 2004, die für Pilze viel zu trocken gewesen seien. Freilich hat jeder Sammler seine Plätze, die nicht preis gegeben werden. Man müsse ohnehin früh aufstehen, so Suske, damit nicht schon ein anderer 'abgeerntet' hat. Denn das Pilzesammeln entwickelte sich zum beliebten Sport. Aber Vorsicht ist geboten.
Die kleinste Unachtsamkeit bei Bestimmen der Pilze kann schwerwiegende Folgen haben. Um Wissen weiter zu geben, hat sich zum Beispiel in Altusried im benachbarten Oberallgäu ein Verein der Pilzfreunde gegründet. Als Pilzberater stellt sich dort Manfred Knobloch zur Verfügung. Von ihm stammen folgende Tipps: Zur Ausrüstung gehören neben der waldgerechten Kleidung Korb, Messer und ein wenig Alufolie. Alle als Speisepilze sicher erkannten Fruchtkörper werden abgeschnitten, grob vom Waldschmutz befreit, auf Madenfraß kontrolliert und in einen sauberen Korb gelegt. Als Behälter sollte man ausschließlich luftdurchlässige Körbe verwenden. An regnerischen Tagen lohnt es sich nicht, Pilze zu sammeln. Meist trifft man nur noch auf völlig durchnässte, alte Exemplare. Wenige Tage danach, wenn durch die Sonnenstrahlen der Boden etwas abgetrocknet ist, macht das Sammeln besonders Spaß. Die besten Plätze sind oft direkt am Wegrand. Dort wo das Wasser von Blätterdach oder Nadelkrone heruntertropft, wird man als Pilzsammler am besten fündig. An Orten mit hohem Gras, starker Verbuschung und reichlichem Brombeerwuchs wachsen Pilze schlecht. Auch die Umgebung von Holunder ist nie besonders großpilzfreundlich. Im sauren Mischwald findet man häufig Pfifferlinge, Rotkappen oder den Grünen Knollenblätterpilz; im sauren Nadelwald Maronen oder kegelhütige Knollenblätterpilze. Im basischen Nadelwald findet man etwa den Fichten-Steinpilz. Nur Pilze sammeln, die man sicher kennt. Niemals schon abgeschnittene oder herausgerissene Pilze sammeln. Im Zweifelsfall geprüfte Pilzsachverständige hinzuziehen. Pilze unbedingt ganz vorsichtig abschneiden oder herausdrehen, die man als essbar kennt. Pilze, die man nicht kennt, werden mit der gesamten Stielbasis aus dem Boden gehoben. Unbekannte Pilze separat aufbewahren. Nicht mehr Pilze sammeln, als man selbst verwerten kann. i Nähere Informationen geben beispielsweise die Pilzfreunde Altusried, die auch Pilzwanderungen und eine Pilzberatung anbieten, unter der Telefonnummer (0 83 73) 78 84.