Von Peter Schwarz Ofterschwang/Bad Hindelang Dass der junge Kampfflieger Anton Morent mit seinem aus Schrottteilen zusammengebastelten allerersten Holzgas-Omnibus zum Pilot der Landstraße wurde, war das Beste, was dem mittellos und schwer verwundeten Heimkehrer aus dem Krieg passieren konnte. Heute noch, nach mehr als 50 Jahren, die das Busunternehmen Komm mit Morent Gmb H & Co KG die Straßen des Allgäus, Deutschlands, ja mittlerweile Europas rauf und runter fährt, treibt es den Seniorchef immer noch Tag für Tag ins Büro. Morent ist just 80 Jahre alt geworden. Gefeiert hat der aus Eglofs im württembergischen Allgäu stammende Busunternehmer gestern mit Familie und Freunden auf dem Oberjoch, wo er seit Jahrzehnten zu Hause ist. Dort durfte er nach den Jungfernfahrten als Chauffeur auf Strecken im Kemptener Umland seinen ersten Geschäftserfolg verzeichnen. Gegen den Widerstand der Monopolisten von Post und Bahn brachte Morent im Ein-Mann-Fahrbetrieb 1948 die Buslinie Oberjoch-Oberstdorf ins Rollen. Sieben Jahre keinen freien Tag das, so lacht der Senior heute, waren seine Aufbaujahre. Als dann zusätzlich die ersten Kurgäste den täglichen Pendelbus bestiegen, brummte der Diesel schon recht zufrieden, obwohl die Jochstraße damals eher einer Lochstraße mit vielen Schlaglöchern glich. Dass Busfahrer Morent (Ich bin in meinem Leben 50000mal die Kurven gefahren) in harten Winterzeiten täglich die Schneeketten wechseln musste, hat er noch in lebhafter Erinnerung. Unvergessen bleibt ihm zudem, wie er als Pilot der Landstraße mal 150 Skifahrer auf einen Rutsch im Vielsitzer nebst proppenvollem Busanhänger Richtung Nebelhorn kutschiert hatte. Motor lief bald wie geschmiert Mit den aufkommenden Wirtschaftswunderjahren und der keimenden Reiselust des heutigen Reiseweltmeisters Deutschland lief der Konjunkturmotor bei dem zunächst in Oberjoch und Hindelang angesiedelten Beförderungsbetrieb bald wie geschmiert. Das aufstrebende Unternehmen brachte eine gegenseitige Fahrschein-Anerkennung mit der staatlichen Konkurrenz hin, was den Einstieg in den heute noch reibungslos funktionierenden gemeinsamen Buslinien-Betrieb im regionalen Nahverkehr bedeutete.
Und Morent durfte mittlerweile auch den gesamten Bus-Werksverkehr für Bosch in Blaichach abwickeln. Doch erst als der Firmenlenker die Ländergrenzen zu Ausflugsvergnügungen hinter sich ließ und die legendäre Bodensee-Rundfahrt ebenso zum Renner geriet wie die Fünf-Pässe-Fahrt, konnte der von einem Nachbarn erfundene Name Komm mit vollends Programm werden. Der kumpelhaften Aufforderung, Teil einer fröhlichen Reiseschar zu werden, kommen die Allgäuer heute beim Kuren in Ischia nach, bei der Stadterkundung in London, bei der Silvesterfahrt nach Paris und bei der Musiktour nach Wien. Statt des Holzvergasers und ungefederten Diesels kreuzen aussichtsreiche Doppelstöcker und Bistro-Luxusbusse von Vier-Sterne-Hotel zu First-Class-Herberge. Die 60 Großfahrzeuge allein im Allgäu und die zwölf weiteren in der Komm mit-Filiale bei Zittau in Sachsen werden von der Kommandozentrale im Ofterschwanger Ortsteil Sigishofen aus gesteuert. Sohn Herbert Morent besorgt dies mittlerweile, unter täglicher Assistenz des 80-jährigen Firmengründers. 120 Mitarbeiter hat das Unternehmen. Morent fand nebenher noch Zeit, dem Tourismusverband Allgäu/Bayerisch Schwaben und der Industrie- und Handelskammer mit seinem Wissen zu dienen sowie 25 Jahre lang den Arbeitskreis Oberallgäuer Tourismus zu leiten. Dabei war sein Blick nicht nur auf die B19 gerichtet. Sondern auch Verbesserungen auf dem Schienenweg und eine Abkehr vom Kantönli-Denken selbstverliebter Kurdirektoren waren ihm wichtige Aufgaben, wie Morent bekräftigt. Noch eines hält er sich zugute: dass das Wort Fremdenverkehr in die Mottenkiste verbannt wurde. Leut?, das sind doch keine Fremden, die bei uns Ferien machen!, pflegte der weißhaarige Herr den Touristikern zu predigen. Sie gingen mit Morent auf die Reise.