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Pflegefachkräfte in der Region gefragt

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Pflegefachkräfte in der Region gefragt

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    Von Mathias Blab, Füssen/Kempten/Lindau/Memmingen. - Examinierte Fachkräfte in der Alten- und Krankenpflege sind derzeit sehr begehrt: Knapp 100 offene Stellen sind bei den Arbeitsämtern in der Region gemeldet. Viele Kliniken und Pflegedienste suchen händeringend nach qualifiziertem Personal. Vielerorts müssen Mitarbeiter Überstunden leisten oder es können weniger Patienten aufgenommen werden. Im Fall einer privaten Pflegeeinrichtung bleiben in Folge des Personalmangels mehrere Betten unbelegt. Als Gründe nennen Fachleute schwere Arbeitsbedingungen und geringe Bezahlung. Schon seit Wochen sucht Helga Pesch für ihr Pflegeheim 'Sonnenhof' in Lauben (Oberallgäu) zwei examinierte Pflegekräfte - bislang trotz Ausschreibung über Internet, Arbeitsamt und Zeitungsannoncen ohne Erfolg. Für Helga Pesch hat dies schwerwiegende Folgen: Sechs der 38 Pflegeplätze sind noch frei, obwohl es genügend Voranmeldungen gibt. Auch andere Kliniken und Pflegedienste im Allgäu klagen über zu wenig Bewerber für Pflegeberufe. 'Ein paar mehr Mitarbeiter wären schon wünschenswert', so Marianne Pfeiffer. In ihrer Füssener Sozialstation könnte sie zwei bis drei Stellen besetzen. Auch beim Roten Kreuz Oberallgäu sind vier Posten in der ambulanten Pflege vakant. Meist werden die fehlenden Kapazitäten durch Überstunden oder den Einsatz ehrenamtlicher Kräfte gedeckt. Auch Führungskräfte müssten sich zeitweise den weißen Kittel überstreifen. 'Überstunden sind auch kein Weg', so Sabine Marie Baur aus Woringen. Die Leiterin eines ambulanten Pflegedienstes hat vor rund anderthalb Jahren das 'Netzwerk Pflege Unterallgäu' gegründet. Darin sind mehrere private und kirchliche Einrichtungen zusammengeschlossen. Einige dieser Betriebe mussten mangels Personal Patienten abweisen und einen Aufnahmestopp verhängen. Claudia Blenk vom Roten Kreuz Oberallgäu, blickt angesichts immer mehr älteren Menschen eher skeptisch in die Zukunft: 'Da könnte es schon zu einem Notstand kommen.' Um diesen zu umgehen müsste der Pflegeberuf viel mehr umworben werden, ist sich Michael Fischer vom Roten Kreuz Lindau sicher. Denn für ihn handelt es sich hier um den 'Beruf der Zukunft'. Baur wünscht sich von Seiten der Arbeitgeber 'neue Arbeitszeitmodelle'. Besonders Teilzeitangebote seien für Frauen attraktiver.

    Wenig anerkannt Blenk findet, dass Pflegeberufe gesellschaftlich wenig anerkannt seien. Hinzu kämen teilweise schwere Arbeitsbedingungen und geringe Bezahlung. Auch zunehmender 'Bürokratismus' mache den Pflegekräften zu schaffen, erklärt Pfeiffer. Zur Abrechnung mit den Kassen ist eine detaillierte Dokumentation über alle Phasen der Pflege nötig. Nach wie vor großer Andrang herrscht in der Kemptener Berufsfachschule für Pflegeberufe. Bei Leiterin Angelika Schulz gingen 200 Bewerbungen für 33 Ausbildungsplätze ein. Wer solch einen ergattern konnte, hat laut Schulz 'sehr gute' Chancen in einer Oberallgäuer oder Kemptener Klinik übernommen zu werden. Dennoch merke man in der Berufsfachschule, dass viele junge Menschen nach der Ausbildung an größere Kliniken wechseln, wo es umfangreichere Fortbildungsmöglichkeiten gebe. Auch Jobs im Ausland seien beliebt, weiß Schulz. Etwa die Schweiz und Skandinavien ob des besseren Lohngefüges.

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