Rettenbach (lik). - Ein Plädoyer für Pflanzenöl als Treibstoff hielt Landwirtschaftsminister Miller in Rettenbach. Zum einjährigen Jubiläum der Pflanzenöltankstelle in dem Dorf am Auerberg war die Bevölkerung zum Tag der offenen Tür und zur abendlichen Öl-Party eingeladen. Der Festvortrag von Prof. Dr. Ernst Schrimpff war dem Thema 'Pflanzenöl als Kraftstoff - Nischenprodukt oder voller Dieselersatz' gewidmet. Rettenbach sei vor einem Jahr die erste Pflanzenöltankstelle deutschlandweit gewesen und bis heute die einzige mit 24-Stunden-EC-Kartenautomat-Service, erläuterte Ulrich Dehe von der Pflanzenölkraftstoff Gb R. Für die Betreiber werde diese Tankstelle 'immer Hobby für einen guten Zweck' sein, so Dehe weiter. Dieses Jahr werde man bereits 100000 Liter pumpen. Der Preis sei immer 30 Cent unter dem Dieselpreis. Die bayerische Agrarpolitik, so führte Minister Miller aus, befasse sich seit 20 Jahren mit dem Thema 'Pflanzenöl als Treibstoff'. 6,4 Millionen Euro seien investiert worden und Miller zeigte sich mit der Landtagsabgeordneten Angelika Schorer einig, dass hier noch mehr getan werden müsse. Für ihn seien der umweltschonende Aspekt, die heimische Wertschöpfung sowie die Gewinnung von eiweißreichen Futtermitteln für die Landwirtschaft wichtige Argumente für eine Weiterentwicklung.
Nachahmer erwünscht 'Wer Pflanzenöl tankt, hilft der Umwelt und der Landwirtschaft', führte Miller weiter aus. So werde der Rohstoff Raps derzeit auf rund 150000 Hektar im Freistaat angebaut. Die Hälfte der Flächen dienen der Erzeugung von Kraftstoff - jährlich etwa 80000 Tonnen. Wer Pflanzenöle tanke, fahre außerdem billiger. Sie seien bereits seit 1993 von der Mineralölsteuer befreit. Es sei ein langer Kampf gewesen, bis die biogenen Kraftstoffe und andere erneuerbare Energien bei der Europäischen Union Beachtung fanden. Miller wünschte sich am Ende seiner Ausführungen viele Nachahmer der Rettenbacher Betreiber. Rettenbachs Bürgermeister Wilhelm Fischer unterstrich, dass Rettenbach auch in der Solarstromerzeugung seit zwei Jahren Bundessieger sei. Solche Maßnahmen seien nachhaltig und somit auch für Generationen verträglich. Fischer appellierte an Fahrzeughersteller, pflanzenöltauglich zu produzieren.
Eckpfeiler der Energiegewinnung Landtagsabgeordnete Angelika Schorer lobte den Landkreis Ostallgäu, insbesondere Rettenbach, dass hier nicht nur von erneuerbaren Energie gesprochen werde, hier seien sie sogar Eckpfeiler der Energiegewinnung. Daher würden alle Fahrzeuge der Kreisbauhöfe mit Rapsöl (Salatöl) betrieben. Man versuche, 'Ökologie und Ökonomie unter einen Hut zu bringen', so Schorer. Und sie sagte weiterhin Unterstützung zu. Prof. Dr. Schrimpff führte in seinem Festvortrag alle möglichen erneuerbaren und biogenen Energie auf und erläuterte deren Effizienz. Der viel gepriesene Wasserstoff sei energetisch nicht so tauglich. Auf Dauer sei wohl die Sonne, die Solarstrahlung, Wind- und Wasserkraft beeinflusst, die wichtigste und billigste Komponente. Wenn man die fehlende Menge noch durch die Land- und Forstwirtschaft erzeuge, könnte dies möglicherweise reichen, um von den schwankenden und immer steigenden Ölpreisen unabhängig zu werden. Zum Fest stellten zahlreiche Aussteller umgerüstete Omnibusse, Lkw, Pkw, Traktoren und einen Pflanzenölrennwagen aus. Auch Ölpressen und eine mobile Ölmühle, in der gezeigt wurde wie Raps zu Pflanzenölkraftstoff wird, waren zu sehen. Für Kinder waren eine Hüpfburg und ein Streichelzoo aufgebaut. Zur Unterhaltung im gut besuchten Ölstadel spielte die Gruppe 'Schwindlig Blos' aus Bernbeuren. Mit einem Sommerfeuer auf dem Ölberg und der 2. Rettenbacher Öl-Party klang der Tag aus, den sich auch zahlreiche Bürgermeister aus den umliegenden Gemeinden nicht entgehen ließen.