Der bayerische Lehrerinnen- und Lehrerverband schlägt Alarm: An vielen Gymnasien fällt der Unterricht aus, weil Stellen nicht besetzt sind. Vor allem in Krankheitsfällen werde es vielerorts eng, da es an den Gymnasien im Freistaat im Vergleich zu Grund- oder Hauptschulen keine Lehrerreserven gebe.
Völlig anders sieht es dagegen am Lindenberger Gymnasium aus. Von einem "tragfähigen Umfang" spricht Schulleiter Hermann Endres im Hinblick auf die Lehrersituation. "Die reguläre Zuweisung läuft reibungslos", betont er. Außerdem arbeitet Endres schon seit vielen Jahren mit studierten Fachkräften zusammen, die einspringen, wenn ein Lehrer ausfällt. Aus etwa einem Dutzend Menschen besteht der sogenannte Vertretungspool. "Ich habe damit vor über zehn Jahren begonnen", sagt Endres, der seit 1998 am Gymnasium Lindenberg tätig ist.
So gibt es etwa Pfarrer oder auch heimische Künstler, die das Lindenberger Lehrerkollegium immer wieder unterstützen.
"Es sind auch Personen dabei, die zwar ein Lehramtsstudium hinter sich haben, jedoch mit einer Fächerkombination, die es in Bayern nicht gibt, und die deshalb keine feste Anstellung bekommen", sagt Endres.
Ein prominentes Beispiel einer Lehrervertretung ist der Scheidegger Künstler Max Schmelcher, der im Schuljahr 2006/2007 Kunst unterrichtete und auch Projekte mit den Schülern organisierte. "Auch wenn es manchmal unkonventionell ist, solche Kontakte sind immer eine Bereicherung", betont Schulleiter Endres. Damit sich die Vertretungskräfte gut in der Schule zurechtfinden, hat jeder einen Paten aus dem Lehrerkollegium, berichtet Endres. Unter dem Titel Vertretungspool firmiert das Konzept von Endres seit drei Jahren. "Alle bayerischen Gymnasien wurden dazu aufgerufen, so etwas zu gründen", sagt er.
Doch abgesehen vom Namen werde dies in Lindenberg schon wesentlich länger praktiziert.
Lehrerreserve gewünscht
Die Lindauer Gymnasien dagegen wünschen sich eine sogenannte Lehrerreserve auch für ihren Schultyp. Auch wenn dort ebenfalls die meisten Ausfälle vom Kollegium aufgefangen werden können, betrachtet Waldemar Schmitt, Schulleiter des Valentin-Heider-Gymnasiums, es als Manko, dass es so etwas nicht gibt: Wenn Kollegen längerfristig wegen Krankheit ausfallen oder Kolleginnen mitten im Schuljahr wegen einer Schwangerschaft, dann gebe es dafür keinen Ersatz.
Schmitt ist froh, dass im VHG ein sehr engagiertes Kollegium unterrichtet: "Bisher haben wir solche Ausfälle immer selbst auffangen können". Die VHG-Lehrer würden dafür auch unbezahlte Überstunden leisten. Dabei ist das VHG nach Schmitts Aussage in diesem Schuljahr in einer glücklichen Situation: Derzeit seien alle Lehrerstellen dort besetzt. Im Bodensee-Gymnasium versucht der stellvertretende Direktor Peter Sauter ebenfalls alles, um so wenig wie möglich Stunden ausfallen zu lassen. Zwar sind offiziell keine Stellen unbesetzt. "Da können wir dieses Jahr noch einigermaßen zufrieden sein." Aber durch die Krankheit von Schulleiter Franz Breitwieser muss Sauter sehr viele organisatorische Aufgaben übernehmen und kann deshalb seine eigenen Stunden in Englisch und Französisch nicht halten. "Durch geschicktes Umschichten haben wir das einigermaßen aufgefangen", schildert Sauter, der eingesteht, "dieses Jahr geht es bei uns schon knapp her.
" Eine Reserve für Gymnasien wäre eine tolle Sache, sagt deshalb auch Sauter. Natürlich sehe er ein, dass es leichter sei, eine Grundschulreserve zu haben, "weil dort jeder Kollege alles unterrichten können muss". (feß, ee)