Hermann Ehle verlässt nach 28 Jahren Sonthofen und geht in Ruhestand Von Miriam Oeing Sonthofen Management by results, also Führung durch Ergebnisse nach diesem Prinzip hat Pfarrer Hermann Ehle 28 Jahre lang die Gemeinde St. Michael in Sonthofen geleitet. In diesen Tagen geht der 69-Jährige in den Ruhestand. Ich hätte noch gut einige Jahre arbeiten können, aber gesundheitliche Probleme bekommen, wenn ich weitergemacht hätte, erklärt er. Was bedeutet in den Augen Ehles eigentlich ein knallhartes Manager-Prinzip wie Führung durch Ergebnisse? Wir diskutieren nur Ziele und Ergebnisse, wie sie erreicht werden, ist mir egal, so der Seelsorger. In die Arbeit seiner Mitarbeiter hat Ehle nach eigenen Angaben immer erst dann eingegriffen, wenn etwas nicht geklappt hat. Aber, fügt er lobend hinzu, ich hatte hervorragende Mitarbeiter. Ungleiche Chancen Pfarrer sein heißt für Ehle aber nicht nur, die Geschicke einer Gemeinde zu leiten, sondern sich auch mit aktuellen Themen zu befassen. In seiner Abschiedsrede, die er am Sonntag in Sonthofen halten wird, möchte er auf die Terroranschläge in Amerika eingehen. Wir müssen die Weltwirtschaftsordnung ändern, fordert er. Wie ungleich die wirtschaftlichen Chancen in unserer Welt sind, habe er schon zu seiner Zeit als Bundeskurat der katholischen Landjugend im Klausenhof in Dingden gesehen, wo er von 1968 bis 73 tätig war. Auch Entwicklungshelfer wurden im Klausenhof ausgebildet, um dann in Ländern zu arbeiten, die von einer Wirtschaftsstruktur wie in den USA nur träumen können. Das Thema der Kirche müsse angesichts der Ereignisse lauten: Gebt den Menschen Lebens-Chancen.
Und zwar allen!, sagt Ehle. Im seelsorgerischen Bereich sei es momentan am wichtigsten, den Menschen dabei zu helfen, das Ohnmachtsgefühl zu bewältigen, das viele jetzt empfinden. Die Kirche hat eine wesentliche Aufgabe in der Ohnmachtsbewältigung. Alles, was die Kirche zu bieten hat, soll im Tiefsten und Letzten eigentlich nur eines vermitteln, nämlich Zuwendung, erklärt Ehle. Eine ähnliche Situation wie in diesen Wochen hat Ehle vor einigen Jahren schon einmal erlebt, nämlich beim Golfkrieg. Da hatten wir in der Kirche auch plötzlich wieder unsere Friedensgebete . Abschied am Sonntag Gebete wird Ehle auch weiterhin mit Gläubigen sprechen, wenngleich er seinen Ruhestand nicht in Sonthofen, sondern in Niederraunau bei Krumbach genießen wird. Denn ganz zur Ruhe setzten möchte er sich in der 7000-Seelen-Gemeinde nicht er wird den dortigen Pfarrer unterstützen. Von den Sont-hofern wird er sich am Sonntag, 30. September, im Gottesdienst um 9.30 Uhr in der Pfarrkirche St. Michael verabschieden. Denn: Ich war mit Leib und Seele Pfarrer in Sonthofen und habe dort mit großer Freude gearbeitet