In dem Missbrauchsfall, in dessen Zusammenhang sich der evangelische Landesbischof Johannes Friedrich bei dem Opfer entschuldigt hat (wir berichteten), hat nun der betroffene Pfarrer einer Memminger Gemeinde darum gebeten, vorläufig vom Dienst freigestellt zu werden. 'Damit der Fall umfassend geklärt werden kann', so Dekan Kurt Kräß. Die sexuellen Übergriffe sollen sich vor 26 Jahren an einem früheren Dienstort des damals noch ledigen Geistlichen in Niederbayern zugetragen haben. Das Opfer war zu diesem Zeitpunkt 15 Jahre alt. Die Frau habe sich bereits im Jahr 2003 an die evangelische Landeskirche gewandt, so deren Pressesprecher Johannes Minkus am gestrigen Abend. Daraufhin sei ein Disziplinarverfahren eingeleitet worden. Die Vorfälle, die der Pfarrer damals eingestanden hat, seien aber nicht so gravierend gewesen, als dass man Strafanzeige hätte stellen müssen. Der Pfarrer musste einen Entschuldigungsbrief an das Opfer schreiben. Ihrer Aussage nach hat die Frau dieses Schreiben nie bekommen, so Minkus. Zudem sage sie, dass ihr der heute 54-jährige Pfarrer weit mehr angetan habe, als im Disziplinarverfahren behandelt worden sei. Das Opfer wurde in dem Verfahren nicht gehört. 'Da ist uns ein Fehler unterlaufen', räumt Pressesprecher Minkus ein. Die evangelische Kirche habe damals ihre strengen Maßstäbe 'nicht vollständig angewendet', so Bischof Friedrich in seiner Entschuldigung. 'Wir treten nun wieder in ein Disziplinarverfahren ein', betont Minkus. Wenn die Frau ihre Vorwürfe auch schriftlich darlege, werde man Strafanzeige erstatten.
Memmingen