Als Pfarrherr von St. Martin trägt Thomas Renftle traditionell den Titel des Kaufbeurer Stadtpfarrers. Ab Herbst dieses Jahres wird er dann tatsächlich der Pfarrer für fast die gesamte Stadt. Denn im Zuge der Strukturreform in der Diözese Augsburg (siehe Info-Kasten) ist geplant, alle katholischen Gemeinden der Wertachstadt mit Ausnahme von Herz Jesu in Neugablonz zu einer Pfarreiengemeinschaft zu vereinigen, deren Leiter Thomas Renftle heißen wird.
Dieser Vorschlag aus Augsburg wurde in den vergangenen Monaten in den Pfarreien intensiv diskutiert und grundsätzlich positiv aufgenommen – nicht zuletzt, weil die Gläubigen vor Ort von Anfang an miteinbezogen waren und nichts von oben angeordnet worden sei, berichtet Renftle. Nun wurde eine Steuerungsgruppe aus Vertretern der Gemeinden und der Bistumsleitung gebildet, die festlegen soll, wie die Zusammenlegung im Detail umgesetzt wird.
Fest steht, dass die sieben Pfarreien eigenständige rechtliche Gebilde bleiben. Das heißt, es wird weiterhin in jeder Gemeinde eine Kirchenverwaltung geben, die sich um die Finanzen und die Liegenschaften kümmert. Auch die Pfarrbüros sollen als 'Anlaufstellen vor Ort' erhalten bleiben, so Renftle. Allerdings werden deren Verwaltungsaufgaben verstärkt zentral erledigt.
Eine noch größere Bedeutung – vor allem im Bereich der Seelsorge – werden die Pfarrgemeinderäte bekommen, die es deshalb ebenfalls in allen Pfarreien weiter geben wird.
Derzeit stehen den rund 15000 Katholiken in Kaufbeuren (ohne Neugablonz) noch drei hauptamtliche Priester (Renftle, Appelt und Sebastian Kandeth in St. Peter und Paul/Heilige Familie), zwei Kapläne und eine Gemeindereferentin zur Verfügung. Langfristig werden es ein Priester, zwei Kapläne und drei hauptamtliche Mitarbeiter (Gemeindereferenten) sein.
Drastische Einschnitte, etwa beim Gottesdienstangebot, fürchtet Renftle in den nächsten Jahren dennoch nicht. Denn gerade in Kaufbeuren könne man für die Heiligen Messen auf eine stattliche Zahl von engagierten Priestern im Ruhestand zurückgreifen. 'Aber natürlich muss man überlegen, ob man aus zwei Gottesdiensten mit zehn Besuchern nicht einen mit zwanzig macht', so der Geistliche. Alle Angebote in den Gemeinden müssten hinterfragt werden. Auch solle realistisch beurteilt werden, was die hauptamtlichen Seelsorger und die ehrenamtlich Tätigen unter den neuen Bedingungen leisten können.
'Bei allen Überlegungen ist ein lebendiges Pfarrleben vor Ort das oberste Ziel' und dies sei auch in der künftigen Pfarreiengemeinschaft Kaufbeuren möglich, zeigt sich Renftle optimistisch. Ob diese mittelfristig auch das gesamte Stadtgebiet umfassen könnte, ist noch offen: Wenn Pfarrer Franz Römer von der Herz-Jesu-Gemeinde in Neugablonz mit ihren rund 4500 Katholiken in den Ruhestand geht, dann soll diese Pfarrstelle nach Möglichkeit erhalten bleiben. 'Aber da ist noch nichts entschieden', so der Stadtpfarrer.