"Hier weiß doch die linke Hand nicht mehr, was die rechte tut." Schimpfend macht sich der ältere Herr aus dem Buchloer Bahnhofs-Empfangsgebäude davon und stapft in Richtung Vorplatz. Mit "linker Hand", erklärt er auf Anfrage, meine er die Durchsagen auf dem Bahnsteig; die "rechte Hand" seien die so genannten blauen Zugziel-Anzeiger im Empfangsgebäude und an den einzelnen Bahnsteigen.
Während die Dame in ihrer Durchsage also die Fahrgäste zum "Schienenersatzverkehr" auf den Bahnhofsvorplatz lotste, geht die Zugziel-Anzeige noch immer davon aus, dass der Zug - wie im Fahrplan vorgesehen - planmäßig nach Augsburg weiterfährt.
Auch der freundliche Bahn-Bedienstete am Fahrkartenschalter kann nur auf die Zugziel-Anzeige verweisen. Von der Durchsage am Bahnsteig habe er "nichts mitbekommen", bedauert er. Die Verwirrung ist komplett. Fahrgäste eilen hin und her zwischen Bahnsteig und Empfangsgebäude. "Es kann doch nicht sein, dass ein Bahnhof unserer Größe keinen Aufsichtsbeamten mehr hat, den man fragen kann", sagt ein 74-Jähriger. Tatsächlich ist die Station in Buchloe mit täglich rund 10000 Fahrgästen die zweitgrößte des DB-Bereichs Augsburg.
Seit Januar 2008 gibt es in Buchloe keinen Aufsichtsbeamten mehr am Bahnsteig, bestätigt eine Bahnsprecherin in München. Er sei abgelöst worden durch das "Ansagezentrum", das von Kempten aus die sogenannten Zugziel-Anzeigetafeln steuert. Zusätzlich werden im Kempten auch Durchsagen formuliert, die am Buchloer Bahnhof erschallen.
"Wir wissen, dass es mitunter Abstimmungsprobleme gibt, vor allem wenn irgendwo eine Streckenbaustelle ist", sagt die Bahn-Sprecherin und gelobt: "Wir versuchen, besser zu werden." Das Problem sei in München bekannt und man suche nach einer Lösung. Konkret werden wollte die Sprecherin der Bahn jedoch nicht: "Das wäre nicht seriös.
" Seine eigene Theorie über das teilweise schlechte Zusammenspiel von Ansagen, Aushängen und von Kempten gesteuerten Zugziel-Anzeigern hat sich mittlerweile auch ein Pendler an Gleis zwei zurechtgelegt: Das Problem liege auf der Hand, wenn man die verschiedenen Geschäftsbereiche, in die die Bahn zerschlagen wurde, betrachte: Der Mann am Schalter gehört zum Geschäftsbereich "Vertrieb", der im Stellwerk zum "Netz" und auch Kempten gehört dem "Netz" an. "Da weiß doch der eine nichts vom anderen", meint der Wiedergeltinger.
Welcher Geschäftsbereich bei der Bahn wofür zuständig ist, das sei den Fahrgästen letztlich egal, formuliert es der Mann am Schalter: "Wir werden von unseren Kunden als die Eisenbahn gesehen, und als solche sollten wir agieren und auch funktionieren, eigentlich."
Der 42-jährige Pendler jedenfalls würde sich schon über einen Beschäftigten freuen, der "Mädchen für alles" ist: der Auskünfte erteilen kann, den Fahrgästen, vor allem Behinderten, beim Ein- und Aussteigen hilft und auch dafür sorgt, dass das Bahnhofsgebäude und sein Umfeld einigermaßen ordentlich aussehen.