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Paul Kuhn lässt in Oberstdorf am Klavier und beim Singen sein Alter vergessen

Swinglegende

Paul Kuhn lässt in Oberstdorf am Klavier und beim Singen sein Alter vergessen

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    Paul Kuhn lässt in Oberstdorf am Klavier und beim Singen sein Alter vergessen
    Paul Kuhn lässt in Oberstdorf am Klavier und beim Singen sein Alter vergessen Foto: Veronika Krull

    Der alte Mann und das Klavier. Dieser Satz geht einem frei nach Hemingway durch den Kopf, als sich der 84-Jährige nach einigen unsicheren Schritten ans Piano setzt. Doch die Zitatenspielerei ist schnell vergessen, sobald der Senior in die Tasten greift und seine Stimme erhebt. Paul Kuhn ist Paul Kuhn, der jetzt locker 20 Jahre jünger wirkt. Im Oberstdorf-Haus trat er mit einem kleinen und ausgesuchten Ensemble auf. Aber 'Paulchen pur' ist immer noch ein Erlebnis.

    Grandios, wie er, nur und äußerst zurückhaltend vom Saxophonisten Arno Haas begleitet, das 'When I Fall in Love' anstimmt. Das kommt lässig und einschmeichelnd zugleich, wirkt so authentisch wie bei einem jungen Liebhaber. Die kurzen Zwischenmoderationen im unaufgeregten Plauderton sind charmant, bisweilen witzig, die Stimme ist fest. Und nach dem zweistündigen Programm erhebt sich Kuhn um halb elf fast federnd von seinem Schemel, um die Zuhörer im nicht ganz besetzten Saal als Zugabe zu einer Fahrt auf der 'Route 66' einzuladen. War’s anstrengend? Dem Meister des Swing ist nichts anzumerken.

    Kuhn könnte das Programm mit Klavier und Gesang problemlos allein bestreiten. Aber er gönnt seinem Publikum die Abwechslung, indem er weitere Musiker einbindet. Kongenial an seiner Seite der Bassist Martin Gjakonovski und Schlagzeuger Willy Ketzer. Das Trio ist ein eingespieltes Team, das aufeinander hört, jedem respektvoll für Soli den Platz lässt. Gut ins Ensemble passt auch Gaststar Arno Haas, feinfühlig und elegant am Tenorsaxophon.

    Und noch einen Gast hat sich Paul Kuhn eingeladen: Gaby Goldberg, die bisher eher im 'Background' tätig war und jetzt eine Solokarriere starten will. Im Duett mit ihrem Mentor macht sie sich gut – seine weiche und nie aufdringliche Stimme harmoniert prächtig mit ihrem zurückhaltenden Ausdruck. Für die Solopassagen hätte man sich freilich bisweilen mehr Volumen und Persönlichkeit gewünscht.

    Fazit des Konzerts: Paul Kuhn hatte in seinem Gespräch mit unserer Zeitung nicht zuviel versprochen. Es war ein Abend der goldenen Jazz-Standards zwischen Duke Ellington und George Gershwin, zwischen Bebop und Blues. Nicht zu vergessen die Eigenkomposition 'Griff' zu Ehren des 2008 verstorbenen Jazz-Saxophonisten Johnny Griffin.

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