Ein Großaufgebot der Polizei hat am Samstagabend dafür gesorgt, dass ein nicht angemeldetes Hooligan-Konzert in Kaufbeuren ohne größere Zwischenfälle über die Bühne ging. Rund 400 gewaltbereite Fußballfans hatten sich zu einem spontan in die All-Kart-Halle verlegten Konzert einer szenebekannten Band eingefunden.
Dass das Konzert ausgerechnet in Kaufbeuren stattfinden würde, wurde der Polizei erst am Samstag klar, als einige der Fans bereits bei der Anreise für Ärger sorgten. Im Vorfeld war nur angekündigt worden, dass ein Konzert im "Raum München" stattfinden würde, erst kurz vor der Veranstaltung konnten die Fans über mehrere Mobiltelefonnummern die genaue Location erfragen. Die Polizei in der Region hatte sich deshalb auf einen Großeinsatz vorbereitet: Kräfte aus dem gesamten Präsidiumsbereich wurden zusammengezogen, Bundes- und Bereitschaftspolizei, letztere auch mit einem Sonderkommando, waren schnell vor Ort. Die Kräfte - unterstützt von einer Hundestaffel und einem Diensthubschrauber - waren teilweise bis in die frühen Morgenstunden im Einsatz.
Die Konzertbesucher, die auch aus anderen Bundesländern angereist waren, wurden laut Polizei auf dem gesamten Weg zur Karthalle überwacht; als sich rund 30 Konzertbesucher nach der Veranstaltung auf den Weg zu zwei Kneipen in die Innenstadt machten, taten sie dies ebenfalls in Begleitung von Polizisten, die mögliche Ausschreitungen verhinderten.
Bei der Band, zu der die Hooligans pilgerten, handelte es sich nach Recherchen unserer Zeitung um die Gruppe "Kategorie C - Die hungrigen Wölfe", die - trotz gegenteiliger Beteuerungen - als der rechten Szene zumindest nahestehend betrachtet wird. Schon der Name der in Hooligan-Kreisen bekannten Band verheißt bereits nichts Gutes: Als Fußballfans der "Kategorie C" bezeichnet die Polizei solche, die zur Gewaltanwendung neigen.
Polizei und Vermieter bewusst in die Irre geführt
Dass der Auftritt nicht regulär angekündigt wurde, ist ein in der rechten und Hooligan-Szene gängiges Verhalten, um Polizei und Vermieter in die Irre zu führen. Auch der Betreiber der Kaufbeurer Karthalle war auf den Hooligan-Ansturm nicht vorbereitet. Wie er gegenüber unserer Zeitung berichtete, hatten zunächst zwei Mädchen aus dem Landkreis Ostallgäu den Raum im ersten Stock der Halle für eine Party für 200 bis 300 Personen angemietet. Der eigentliche Veranstalter - nach AZ-Informationen ein 27-Jähriger aus Sonthofen - hatte dann dem Betreiber mitgeteilt, dass die Party wegen "Baufälligkeit" des ursprünglich angedachten Veranstaltungsorts in München nach Kaufbeuren verlegt worden sei. Erst spät habe man gemerkt, welche Klientel da zu Besuch kam, so der Betreiber.
Oberbürgermeister Stefan Bosse erfuhr bereits am Samstagabend durch die Polizei von den Vorgängen. "Solche Dinge lassen sich nicht vermeiden", sagt Bosse. Mit einem möglichen Erstarken der Neonazi-Szene in Kaufbeuren bringt er das Konzert nicht in Verbindung. "Dass es in Kaufbeuren stattfand, war aus meiner Sicht eine zufällige Geschichte." Dennoch müsse man auch in Zukunft aufmerksam sein.
"Allgäu-Rundschau