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Partnerstädte als Wirtschaftsfaktor

Kaufbeuren

Partnerstädte als Wirtschaftsfaktor

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    Die Pflege wirtschaftlicher Beziehungen zählt nicht zu den Kernaufgaben des Kaufbeurer Städtepartnerschaftsvereins, der die Freundschaften zu Ferrara (Italien), Szombathely (Ungarn) und neuerdings auch zu Gablonz an der Neiße (Tschechien) hochhält. Doch neben dem kulturellen und sportlichen Austausch gewinnen die fremden Märkte an Bedeutung. "Wir unterstützen das sehr", sagt der Vorsitzende des Städtepartnerschaftsvereins, Ernst Holy.

    Kulinarische Spezialitäten aus den Partnerstädten sind in Kaufbeuren bereits wohl bekannt. Vor allem auf der Verbrauchermesse MIR unterhalten regelmäßig Delegationen aus Ferrara und Szombathely die Besucher. Präsentiert wurden dort bereits Produkte von Bäckern, Metzgern, eines Nudelproduzenten und einer Weinhandlung. Riccardo Mantovani, der Chef einer regionalen italienischen Kooperation von Geschäftsleuten, ist mittlerweile gern gesehener Gesprächspartner deutscher Unternehmer. Touristisch wurden - über die Tänzelfest-Verbindungen hinaus - jüngst ebenfalls neue Maßstäbe gesetzt. Aus Ungarn weilte eine Reisegruppe in der Wertachstadt. Zudem waren fünf Motorradfahrer zu Besuch in Kaufbeuren. "Das ist noch ausbaufähig", sagt Birgit Müller vom Kaufbeuren Tourismus- und Stadtmarketing, die gleichzeitig im Städtepartnerschaftsverein aktiv ist.

    Der Verband Pannon Business Network (PBN), ein Netzwerk in Westungarn, hat ebenfalls seine Fühler in den Innova Allgäu Hightech-Park bei einem Besuch ausgestreckt. "Wir sehen uns als Dienstleister", meint Balázs Barta. Dabei werde die komplette Bandbreite abgedeckt - von der Suche nach Arbeitskräften bis zur geeigneten Immobilie. In Westungarn sind schon mehr als zwei Dutzend Industrieparks Mitglied bei PBN. Eine PBN-Delegation hat sich wieder für November angesagt. Dann sollen möglicherweise auch ein Kooperationsvertrag mit einer Kaufbeurer Firma unterzeichnet und Gespräche mit Vertretern der Gablonzer Industrie geführt werden.

    Auftrieb bekommen solche Verbindungen nicht nur vom Städtepartnerschaftsverein, sondern auch aus dem Rathaus. "Wir sehen uns als Türöffner für die jeweilige Region", sagt Kaufbeurens Oberbürgermeister Stefan Bosse, das heißt, in Kaufbeuren können sich Unternehmer, die in den Partnerstädten Geschäfte machen möchten, an die städtische Wirtschaftsförderung wenden.

    Auf anderen Feldern gibt es schon lange Beziehungen. So pflegt der frühere Arbeitsamtsdirektor von Szombathely und heutige PBN-Präsident Géza Eder seit fast 20 Jahren persönliche Bande nach Kaufbeuren und arbeitet mit dem Arbeitsagenturchef Gerhard Funke zusammen. Das ungarische Unternehmen Savaria Nettpack, eine Einrichtung für Menschen mit Behinderungen, liegt Funke besonders am Herzen.

    Einst wurde eine komplette Obstkisten-Produktion der Kaufbeurer Wertachtal-Werkstätten dorthin verlegt, nachdem der hiesige Markt (am Bodensee) dafür zusammengebrochen war. Vor allem der damalige Wertachtal-Geschäftsführer Christian Burde und Funke schmiedeten die wirtschaftliche Brücke.

    Was die von der gemeinsamen Geschichte getragenen neuen Partnerschaft mit Gablonz an der Neiße an wirtschaftlichen Verbindungen bringen wird, vermag niemand zu sagen. Der Bundesverband der Gablonzer Industrie war bereits Ziel von Delegationen aus Gablonz. Es gebe ein "grundsätzliches Interesse", sagt Verbandsgeschäftsführer Thomas Nölle, "allerdings keine greifbaren Projekte".

    Der berufsbildende Bereich wird vor allem von der langjährigen Partnerschaft der beiden Schmuckfachschulen ausgefüllt. So eng beide Einrichtungen zusammenarbeiten, so wenig verbindet aktuell offenbar die Unternehmen in Gablonz und Neugablonz. Denn die Betriebe der Schmuckindustrie arbeiten auf demselben globalisierten Markt, stehen also in Konkurrenz zueinander. "Welche Verbindungen aufgrund der Städtepartnerschaft entstehen, muss die Zukunft zeigen", so Nölle.

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