Marktoberdorf (ek/rel). - Obwohl es kürzlich wieder eine schwere Schlägerei vor dem 'Papillon' gab, sieht Marktoberdorfs Polizeichef Gerhard Kreis keine zwingende Notwendigkeit, bei dem Tanzlokal in der Marktoberdorfer Schwabenstraße zu 'restriktiveren Maßnahmen' zu greifen. Denn: 'Die Bemühungen der Betreiber, für Ruhe und Ordnung zu sorgen, sind nicht zu verkennen.' So sehen es auch Landratsamt und Stadtverwaltung, deswegen darf die Diskothek auch weiterhin bis 4 Uhr öffnen. 'Wir werden dort aber weiterhin polizeiliche Präsenz zeigen', betont Kreis, 'auch werden wir die Kontakte und die Kooperation mit dem dortigen Sicherheitsdienst und dem Lokalbetreiber fortsetzen'. Wichtig sei nämlich für die Polizei, 'dass uns Vorfälle schnellstmöglich mitgeteilt werden, damit wir handeln können'. Denn, so der Inspektionsleiter, 'Gewalt ist mit das schlimmste Delikt'. Allerdings ist nach Angaben von Kreis die Zahl der Schlägereien vor dem 'Papillon' in den vergangenen drei Monaten zurückgegangen. Im Mai hatten bei einem 'Runden Tisch' in unserer Redaktion Vertreter von Polizei, Landratsamt und der Marktoberdorfer Stadtverwaltung den Betreibern des Lokals sehr deutlich dargelegt, dass sie Schlägereien in und vor dem 'Papillon' verhindern müssten, andernfalls müsse das Lokal früher nachts schließen. Auch wurden noch weitergehende Konsequenzen nicht ausgeschlossen.
Weniger Auseinandersetzungen Die Auseinandersetzungen seien auch 'nicht mehr so gravierend', sagt Kreis - mit Ausnahme des jüngsten Falls: Bei der Schlägerei Mitte August handelte es sich laut Kreis um eine Auseinandersetzung unter jungen Türken vor dem Lokal. Der Täter, der einen Landsmann so heftig mit der Faust gegen den Kopf geschlagen hatte, dass dieser eine Gehirnblutung erlitt und zeitweise in Lebensgefahr schwebte, sei - anders als zunächst berichtet - ebenfalls Türke, allerdings mit deutscher Staatsangehörigkeit. 'Die Auseinandersetzung hatte keinen fremdenfeindlichen Hintergrund', so Kreis. Der Mann sei polizeilich einschlägig bekannt. Nicht abschließend geklärt ist bislang, ob der 19-Jährige tatsächlich andere türkische Jugendliche mit dem Messer bedroht hat, wie zunächst der Polizei mitgeteilt wurde. Nach Auskunft von Gerhard Kreis wurde jedoch bei dem Täter kein Messer entdeckt. Weniger dramatisch war die Situation rund um das 'Papillon' am vergangenen Wochenende. Es hat laut Wolfgang Bayer, dem Eigentümer des Gebäudekomplexes, zwar am Freitag eine Auseinandersetzung zwischen Türken und Albanern auf dem Gelände an der Schwabenstraße gegeben. Diese sei aber gewaltlos verlaufen. Ein Grund für den Rückgang schwerer Auseinandersetzungen in der jüngeren Verganenheit ist, so Pächter Heiko Kraft, dass das Sicherheitspersonal aufgestockt und die Kontrollen vor allem auch auf dem Parkplatz verstärkt wurden. 'Es ist mittlerweile auch so, dass wir keine Gruppen von Ausländern - mit Ausnahme derer, die wir gut kennen - mehr reinlassen', fügt Bayer hinzu, 'dabei fühle ich mich zwar nicht ganz wohl, aber es geht nicht anders'. So sieht es auch Kraft: 'Es hilft nichts, tolerant zu sein.' Bayer hat eine Veränderung der Besucher-Szene in den vergangenen 20 Jahren festgestellt: 'Die Leute sind immer aggressiver.' Außerdem sei eine 'neue Art von Vandalismus' entstanden. Jugendliche brächten in ihren Autos schon große Mengen von Schnaps mit und wollten dann bereits betrunken in das Tanzlokal. 'Ich habe neulich 27 Flaschen Schnaps aus den Wiesen gesammelt', berichtet Bayer, der über sich selbst sagt: 'Ich bin ausgebildeter Pädagoge, aber da weiß ich auch kein Patentrezept. Der 'Runde Tisch' in der AZ-Redaktion aber, so Bayer weiter, habe positive Nachwirkungen gezeigt. Die Zusammenarbeit mit der Polizei laufe besser und diese könne die Situation nun auch besser einschätzen. 'Wir selbst haben auch dazugelernt und notieren uns jetzt beispielsweise immer die Autonummern von Gruppen, die uns auffallen. So konnte die Polizei den letzten schlimme Fall noch in der gleichen Nacht lösen.'