In Osterzell scheint die Welt noch in Ordnung zu sein: Die Bürger engagieren sich ehrenamtlich. Kritik an der Arbeit des Bürgermeisters und des Gemeinderats gab es bei der jüngsten Bürgerversammlung nicht. Zudem sinkt die Pro-Kopf-Verschuldung deutlich und kann die Gemeinde im kommenden Jahr den Neubau des Feuerwehrhauses wohl gut schultern. Nur die lediglich vier Geburten in der 674-Seelen-Gemeinde machen Bürgermeister Johann Strohhacker Sorgen: "Junge lohset" sagte er deshalb in Richtung der vielen jungen Besucher unter den 60 Zuhörern der Bürgerversammlung grinsend.
Das neue Feuerwehrhaus soll unter Mithilfe der Floriansjünger als Anbau am Wertstoffhof entstehen, das alte Haus dann für den Bauhof genutzt werden, informierte Strohhacker. Auf die Mitarbeit der Bürger hofft er auch bei der Pflege ökologischer Ausgleichsflächen, die "immer mehr Thema wird". Gleichzeitig bedankte er sich bei den vielen engagierten Gemeindemitgliedern, darunter seinem Vorgänger Josef Fleschutz, der mit einem "Malertrupp" Mauer und Leichenhaus gestaltet hatte. Die Bauarbeiten dort kosteten bislang rund 19 000 Euro.
Auch bei den notwendigen Arbeiten am Pfarrstadl halfen Bürger ehrenamtlich mit. Hier müssen nach einer Prüfung rund 5000 Euro in den Brandschutz investiert werden, dazu kostete der notwendige Fettabscheider 4700 Euro. Das "gewaltige Problem" mit dem Grundwasser in diesem Jahr wurde durch den Ersatz eines defekten Rohrs gelöst.
Abgeschlossen ist zudem der Bau des Geh- und Radwegs zwischen Oberzell und Osterzell, der auch eine Beleuchtung erhalten hat. Trotz der Investition ist für 2010 keine Kreditaufnahme vorgesehen und die Pro-Kopf-Verschuldung von 1217 Euro Ende 2009 auf voraussichtlich 849 Euro Ende 2010 gesunken. Geholfen hat hier, dass sich die Bauplätze gut verkaufen - im Neubaugebiet Stocken-Süd ist alles verkauft, im Gewerbegebiet sind lediglich drei Plätze noch zu haben.
Noch warten muss die Gemeinde auf den DSL-Anschluss. Ein "gutes Angebot" war laut Strohhacker auch für die umliegenden Gemeinden nicht bezahlbar, nun wird gerade ein neues erstellt. Wie es genau mit den Zuschüssen zum Hochwasserschutz aussieht, nachdem diese von 75 auf 65 Prozent gesenkt werden, konnte er noch nicht sagen.
Erfreuliches verkündete der Bürgermeister dafür zum Kindergarten: Durch die Krippe sei die Einrichtung gesichert, außerdem erhält sie von der Schreiner- innung Ostallgäu demnächst kostenlos eine neue Maßküche.
Nach seinem Bericht hatten die Bürger wenig Fragen: Einer interessierte sich für die neue Versicherung bei ehrenamtlichen Fahrdiensten (wir berichteten), für einen anderen will sich Strohhacker beim Landratsamt erkundigen, wer für die Entsorgung angeschwemmter Folien am Hühnerbachufer zahlt.
Das alte Feuerwehrhaus in Osterzell ist in die Jahre gekommen und soll neu gebaut werden. Foto: Theresa Serafin