Zwei Zeitzeugen aus dem Sudetenland erzählen, sie sie das Kriegsende erlebten. Die beiden Frauen leben seither im Ostallgäu.
Ein junges Mädchen von 19 Jahren war Hildegard Sander im Frühjahr 1945. Sie erlebte das Kriegsende zusammen mit ihrer Mutter und ihrer Großmutter in Mährisch-Rothwasser im ostböhmischen Sudetenland. Die heute 89-Jährige wurde 1946 vertrieben und fand in Marktoberdorf eine neue Heimat.
Schon einige Tage vor Ende des Krieges fluteten zurückziehende deutsche Truppen die Ortschaft nahe der schlesischen Grenze, der Geschützdonner der vorrückenden russischen Armee war bereits zu hören. Letztere zog dann auch durch Hildegard Sanders Heimatort. 'Die Russen suchten nach Mädchen und Lebensmitteln', erinnert sie sich. 'Sie durchsuchten jedes Haus.'
Zusammen mit zwei Freundinnen versteckte sich die junge Frau auf dem Dachboden umliegender Bauernhäuser, im Heu und wenn es sein musste, auch einmal im Misthaufen des heimatlichen Erbhofes. 'Einmal hatten wir bei einem Bauern Heu angehäufelt und uns darunter versteckt', berichtet sie. 'Die Russen kamen und stachen mit Heugabeln hinein, aber wir Mädchen hatten Glück und wurden nicht gefunden. Mein Herz klopfte vor Angst so laut, dass ich fürchtete, der Soldat könnte es hören', erinnert sie sich.

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Auch Reichenberg, die damalige Gauhauptstadt des Sudetenlandes, und Heimatstadt von Johanna Rabl wurde zum Ende des Krieges nicht zerstört, sondern war Durchzugsstadt der russischen Truppen. Rabl war 1945 ebenfalls 19 Jahre alt und arbeitete bei der Reichsbahn, als der Krieg zu Ende ging. An Gräueltaten russischer Soldaten kann sie sich nicht erinnern, wohl aber an die Schikanen, die begannen, als Ende Mai 1945 große Busse voller tschechischer Partisanen anrollten.
Die wohlhabenderen Stadtviertel wurden eins nach dem anderen abgesperrt und alle Bewohner systematisch hinausgejagt. 'Eine Viertelstunde hatten die Leute Zeit, maximal 30 Kilogramm Gepäck zusammenzupacken, dann wurden sie über die Grenze nach Zittau in Sachsen abgeschoben', erinnert sie sich.
Mehr über das Thema erfahren Sie in der Allgäuer Zeitung, Ausgabe Marktoberdorf, vom 05.05.2015. Die Allgäuer Zeitung erhalten Sie im ganzen Allgäu