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Zu Gast im Jugendtreff in Füssen: Leiter Stefan Splitgerber über seine Erfahrungen

Freizeit

Zu Gast im Jugendtreff in Füssen: Leiter Stefan Splitgerber über seine Erfahrungen

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    Zu Gast im Jugendtreff in Füssen: Leiter Stefan Splitgerber über seine Erfahrungen
    Zu Gast im Jugendtreff in Füssen: Leiter Stefan Splitgerber über seine Erfahrungen Foto: Stephan Michalik

    Wenn man Füssen hört, verbindet man das mit Königsschlössern, Tourismus und der Fußgängerzone mit ihren vielen Cafés. Aber nicht wirklich mit Jugendlichen, Partys oder sonstigen Veranstaltungen. Wir waren im Füssener Jugendtreff und haben dort mit dem Leiter und mit Jugendlichen gesprochen.

    Hier treffen sich die Jugendlichen aus Füssen. Es ist ein zentraler Treffpunkt. Füssen ist bekannt dafür, dass für Jugendliche nicht viel los ist. Hier im Jugendtreff allerdings verbringen sie gerne ihre Freizeit. Etwa 18 bis 20 kommen täglich.

    Stefan Splitgerber ist seit September 2011 Leiter des Jugendhauses in Füssen. Er ist selbst auch in Füssen aufgewachsen, allerdings nach seiner Schullaufbahn nach Düsseldorf zum Studieren gegangen. Nach seinem Studium zog es ihn für ein paar Jahre nach Italien. Heute lebt der 41-Jährige in einem Nachbarort von Füssen.

    Vor über 20 Jahren leistete Splitgerber im Jugendhaus seinen Zivildienst. Das Jugendhaus hieß damals schon JUFO, Jugendtreff Füssen Ostallgäu (nicht "Jugend-Forum, wie viele meinen).

    Er sagt auch, dass die Besucher des Jugendhauses aus einem festen Kern aus Jugendlichen besteht. Was ihm aber deutlich auffällt ist, dass im Moment gerade ein Generationenwechsel stattfindet. Die älteren Jugendlichen kommen immer weniger, dafür kommen jüngere immer öfter und regelmäßiger.

    Sein persönliches Highlight in seiner Berufslaufbahn im Jugendhaus war das Konzert von Losamol bei der Nacht der Musik. An diesem Abend haben auch viele Erwachsene das JUFO besucht und gemeinsam mit den Jugendlichen gefeiert. Ein Problem war damals die eingeschränkte Öffnungszeit. Um 1 Uhr war Schluss. Die Party hätte aber noch wesentlich länger laufen können, wäre es nach den Besuchern gegangen. Weiteres Problem, gerade bei Konzerten: Die Lautstärke. Junge Leute mögen halt nunmal ihre Musik am liebsten laut. Im JUFO "dürfen wir leider nicht allzu lang allzu laut sein", so Splitgerber. Schade, denn die Räumlichkeiten wären für häufigere Konzertveranstaltungen durchaus tauglich.

    Die allgemeine Wahrnehmung: "In Füssen ist für junge Leute nichts los." Aber ganz so schlimm ist es wohl nicht, erzählt uns Stefan Splitgerber. Auch in Füssen ist was geboten. Es gibt die Diskothek Big Apple, viele Kneipen, mehrere Vereine und den Jugendtreff. Natürlich ist es nicht zu vergleichen mit einer größeren Stadt wie Kempten. Aber es gibt auch Freizeitangebote in der Umgebung, erzählt uns der Jugendhausleiter.

    Ein großer Wunsch der Jugendlichen ist ein eigenes Erlebnisbad. In Füssen gab es vor einigen Jahren ein Hallenbad, das aber abgerissen wurde. In der Nähe von Füssen gibt es zwar die Königstherme in Schwangau. Sie ist allerdings eher weniger für Jugendliche gedacht. Die nächsten richtigen Erlebnisbäder sind in Nesselwang und in Pfronten. 15 bis 20 Kilometer entfernt, da braucht man schon den Bus, einen Führerschein oder Eltern mit Auto und Zeit.

    Es tut sich was

    Vor einigen Jahren gab es in Füssen eine Umfrage zum Thema "Was wünschen sich Jugendliche?". Viele Wünsche hat die Stadt bereits erfüllt, zum Beispiel den Grillplatz am Forggensee oder das Beachvollyballfeld am Obersee. Ein Skateplatz ist bereits in Planung. Es tut sich also etwas.

    Jugendhausleiter Stefan Splitgerber meint aber auch, dass es nicht unbedingt um ein Hallenbad oder einen Skateplatz geht. Die Jugendlichen würden einfach ein Platz brauchen, an dem sie sich ungestört treffen können. Natürlich profitiert auch eine Stadt davon, wenn ihre Jugendlichen sich wohl fühlen. Sie fühlen sich der Stadt zugehörig. Sie fühlen sich verstanden und respektiert.

    Vor allem aber fühlen sie sich dann zu Hause und wollen in der Stadt bleiben und nicht wegziehen. In unserer Befragung hörten wir Sätze wie "Hier ist nichts los. Ich ziehe weg, sobald es geht, am besten in eine Großstadt" mehrfach. Die Großstadt mit Komplettangebot scheint vielen das Paradies in Sachen Freizeitgestaltung zu sein.

    Das bietet das Jugendhaus den Jugendlichen

    Das Jugendhaus hat einen ganz normal offenen Betrieb, ähnlich wie ein Café. Das Jugendhaus hat extrem günstige Preise, ein Getränk kostet einen Euro, Pizza und Pommes zwischen 1,50 und 2 Euro. Sie müssen aber auch gar nichts konsumieren. Die Jugendlichen können auch einfach nur kommen und da sein. Das Jugendhaus bietet verschiedene Spiele an wie Brettspiele, Kicker, Billard, Dart oder Playstation.

    In Workshops greift das JUFO immer wieder Themen auf, die die Jugendlichen interessieren oder bewegen. Für die Jüngeren beispielsweise ist das Thema sexuelle Aufklärung immer wieder spannend. Das Jugendhaus fährt mit einer eigenen Mannschaft zu Fußballturnieren. Oder nach Neugablonz zum Kartfahren. Letztes Jahr haben sie einen zweitägigen Ausflug in den Freizeitpark gemacht. Die Füssener Jugendlichen nutzen diese Angebote gerne. Ein eigenes Auto hat das JUFO nicht. Stefan Splitgerber fährt mit seinem privaten Wagen.

    Thema Alkohol im Jugendtreff

    Das Jugendhaus bietet auch Bier an. Aber nur an Jugendliche ab 16 Jahren. Splitgerber ist der Meinung, dass Jugendliche ab einem gewissen Alter den Umgang mit Alkohol lernen sollten. Allerdings sei Bier bei den Jugendlichen gar nicht so gefragt. Härtere Sachen wie Schnapps gibt es im Jugendtreff selbstverständlich nicht.

    Sollte jemand doch mal betrunken in den Jugendtreff kommen, muss das JUFO zur Not auch mal den Rettungswagen oder die Eltern informieren. Seit 2011 hatte Stefan Splitgerber solche Fälle aber erst zwei mal.

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