Am Abend seines 167. Geburtstages fand in der Colomanskirche bei Schwangau die traditionelle Gedenkmesse für König Ludwig II. statt. Zelebriert wurde sie von Pfarrer Markus Dörre. Im Mittelpunkt seiner Predigt stand die Widersprüchlichkeit des Königs: Auf der einen Seite wollte er Pracht und Prunk des Sonnenkönigs Ludwig XIV., auf der anderen Seite beeindruckte ihn das 'heiligmäßige Herrscherideal' Ludwigs IX. Beides zu vereinigen, konnte jedoch nicht gelingen: Um aufzutreten wie der Sonnenkönig fehlten Ludwig II. Macht und Mittel. So wie Ludwig IX. auftrat, konnte er auch nicht auftreten, denn 'die Bereitschaft zur Demut und Selbstentsagung, die zur innigsten Gottes- und Nächstenliebe führen, bleibt wohl nur den wenigsten Menschen erreichbar'. Ludwig II., der sich in Abgrenzung zum 'Sonnenkönig' als 'Mondkönig' bezeichnete, war in der Realität ein 'Schattenkönig' ohne Macht. Doch, so fragt Markus Dörre weiter, 'ist es nicht das Ziel jedes gelingenden Lebens, aus dem Schatten der Vorbilder herauszutreten, um selbst zu strahlen?' So solle man dankbar sein für die Berufung, die Gott jedem Einzelnen geschenkt hat, um an seinem Platz das göttliche Licht ausstrahlen zu lassen, und zwar so, wie wir sind und nicht, wie wir gerne wären.
Im Beisein von Bürgermeister Reinhold Sontheimer und den Fahnenabordnungen war die 'Südtiroler Volksmesse' ein musikalischer Höhepunkt, gesungen vom Schwangauer Kirchenchor unter der Leitung von Eva Meier. Den Text schrieb die Mundartdichterin Maridl Innerhofer; komponiert wurde sie im Auftrag des Südtiroler Heimatvereins von Adalbert Meier, der als Organist an diesem Abend ebenfalls dabei war.