In Lechbruck soll direkt am Oberen Lechsee ein Vier-Sterne-Hotel gebaut werden. Der Kaufvertrag ist zwar noch nicht unterschrieben, doch der Plan steht vorerst: Auf dreieinhalb Stockwerken sollen 140 Zimmer, ein Wellness-Bereich, drei Restaurants, eine Sky-Lounge, ein Kino und eine Tiefgarage entstehen, sagt Bürgermeister Werner Moll im Gespräch mit all-in.de. Während der Bürgermeister und der Gemeinderat den Hotelbau begrüßen, möchte ihn die Lechbrucker Bürgerinitiative "Hotel NEIN Danke" verhindern. Sie fürchtet unter anderem teure Bauplätze und mehr Verkehr in der Lechwiesenstraße, teilt die Initiative auf ihrer Homepage mit.
Finanzielle Auswirkungen
Der Bürgermeister sieht in dem neuen Hotel einen "finanziellen Glücksfall" für die Gemeinde: Der Hotel-Investor, der unter anderem auch das Panorama-Hotel in Oberjoch bauen ließ, würde auf eigene Kosten die marode Tennishalle und das Hallenbad abreißen lassen. Moll schätzt die Kosten dafür auf bis zu 800.000 Euro. Kosten durch das Hotelprojekt würden der Gemeinde keine entstehen, sagt er weiter. Im Gegenteil: Die circa 80.000 Übernachtungen im Jahr kämen der Gemeinde nicht nur dank des Kurbeitrags von 1,60 Euro pro Tag finanziell zu Gute. Die Gemeinde würde durch den Grundstücksverkauf auch einen mehrstelligen Millionenbetrag und einen jährlichen Fremdenverkehrsbeitrag erhalten. Darüber hinaus würde sich die Grundsteuer erhöhen. All das sei hilfreich, um einen neuen Kindergarten und ein neues Feuerwehrhaus bauen zu können, so Moll.
Bürgermeister hat den Rückhalt des Gemeinderates
Neben der finanziellen Verbesserung würde das Hotel auch Arbeitsplätze und Ausbildungsplätze in verschiedenen Bereichen schaffen, argumentiert der Bürgermeister, der in der Hotel-Sache Rückhalt aus dem Gemeinderat genießt. 13 von 14 Stimmen hatten sich für das Hotelprojekt ausgesprochen. "Stillstand ist Rückschritt", sagt der Bürgermeister gegenüberall-in.de.
Bürgerinitiative befürchtet höheres Verkehrsaufkommen
Die Bürgerinitiative befürchtet durch das neue Hotel ein höheres Verkehrsaufkommen. Bereits jetzt nutzen viele Autofahrer die Lechwiesenstraße, um beispielsweise zum Campingplatz, zum Kiosk am Bootshafen oder zum Wertstoffhof zu kommen. Während der geschätzten zweieinhalbjährigen Bauphase geht die Initiative von schweren Baufahrzeugen aus. Anschließend von zusätzlichen Touristen, Lieferverkehr und Angestellten, heißt es weiter auf der Homepage. Nach der Bauphase wird laut Moll alle zwei Minuten ein Fahrzeug die Lechwiesenstraße befahren. Unfallschwerpunkt sei die Straße trotzdem nicht. Mit bereits "fast überall" erlaubten 30 Km/h und anderen hinzukommenden Verkehrsmaßnahmen will der Bürgermeister den Verkehr eindämmen. Außerdem würde der Investor die Lechwiesenstraße hinter das Hotel legen und nach eigenen Angaben Fahrräder zur Verfügung stellen. Angst vor dem neuen Hotel habe der Campingplatz-Betreiber nach Molls Angaben nicht. Schließlich sei es ein anderes Klientel. Die Bürgerinitiative fürchtet aber Profiteinbußen existierender Betriebe in Lechbruck, wenn im Hotel mehrere Restaurants eröffnen.
Wie geht es weiter?
Ein Kaufvertrag ist laut Moll noch nicht unterschrieben. Der Bürgermeister will zunächst "ein klares Votum" der Bürger abwarten: Die Initiative will das Hotel nämlich per Bürgerentscheid verhindern.