Die Gemeinde Irsee legt Wert darauf, dass ihre vielen historischen Gebäude erhalten und vor allem auch genutzt werden - so sieht es das Leitbild der Kommune vor. Insofern gilt der komplette Umbau einer Scheune und eines Kuhstalls als beispielhaft.
"Der Gemeinderat war zuerst begeistert, aber auch skeptisch. Doch nun ist er froh, dass der zuvor leer stehende Teil saniert ist", so David Pinc, der darin eine Firma für Motoreninstandsetzung eingerichtet hat. Sein Büro ist im früheren Schumpen-Stall untergebracht. Dort steht ein Tisch, auf dem ein Stück völlig von Würmern zerfressenes Holz steht: "Das war Teil eines alten Balkens über dem Kuhstall. Bei der Begehung brach er durch", erzählt der 31-Jährige. Der Hof wurde mindestens im 19. Jahrhundert gebaut, ist Teil eines Ensembles historischer Gebäude im Oberen Dorf der Gemeinde und liegt direkt neben dem Friedhof an der St. Stephanskirche. Während der Wohntrakt noch bewohnt ist, wurde die Landwirtschaft mit rund 20 Kühen 2004 aufgegeben, erläutert Antonia Haug, die dort aufwuchs und mit Pinc liiert ist. Die Idee zur Umnutzung kam den beiden 2006, als der KFZ-Mechaniker seine Meisterprüfung ablegte und selbstständig werden wollte.
Zunächst wurden der Kuhstall komplett entkernt, die Decke höher gelegt und neue Räume eingerichtet. Auch die Scheune wurde saniert und mit neuen Stützbalken versehen. Dort befindet sich nun eine Hebebühne, während die Motoren im ehemaligen Kuhstall zerlegt werden und der Maschinenraum im früheren Betonsilo eingerichtet ist. Und im Eingangsbereich war der Stall für den Zuchtbullen: "Ältere Nachbarn können sich noch daran erinnern, dass dort der Dorfstier stand", erzählt Pinc.
Eine "normale Werkstatt" sei es eben nicht, denn auch die Maschinen seien besonders leise, versichert er. Es galt nämlich, erhebliche Auflagen zu erfüllen: So wollte die Gemeinde ein unbeeinträchtigtes Ensemble: "Das Gebäude ist natürlich für das Ortsbild wichtig", erklärt Bürgermeister Andreas Lieb. Dafür habe die Gemeinde viel mit der Dorferneuerung getan.
Auch das Landratsamt hatte Bedenken, schließlich lehnen die Außenmauern des alten Kuhstalls und des Friedhofs aneinander, und die Kirche liegt nur wenige Meter dahinter. "Wir müssen auf Beerdigungen oder festliche Anlässe Rücksicht nehmen", so Pinc.
Dementsprechende Auflagen beim Lärm- und Brandschutz musste er einhalten und spezielle Decken und Wände einziehen - rund 50000 Euro und viel Eigenarbeit habe er investiert. "Außerdem durfte das Äußere des Gebäudes nicht verändert werden", berichtet der KFZ-Meister. Deshalb sieht sein Betrieb von außen aus wie eine frisch sanierte Scheune. "Das passt in den Ort hinein: Ein hochmodernes Gewerbe in einem historischen Gebäude", lobt Lieb.
Anfang April wurde Pinc bis auf kleinere Einrichtungen fertig, und das Dachgebälk im hinteren Teil soll noch ausgebaut werden. Im Juni plant er einen Tag der offenen Tür - für ein Gewerbe unter besonderen Bedingungen: "Dadurch verhalf ich auch einem alten Gebäude zu neuem Leben", meint Pinc.