"Als Extrem-Hindernisläufer braucht man alles - überwiegend auch den Willen", erklärt Stefan Settele. Der 31-Jährige Baisweiler bereitet sich derzeit auf die Weltmeisterschaft im Obstacle Course Racing (OCR) in London vor. Settele trainiert dafür sechs bis sieben Mal pro Woche: in seinem Trainingskeller, beim Bouldern oder auf dem Trimm-Dich-Pfad in Kaufbeuren. Wichtigster Trainingsgegenstand für Settele: das eigene Körpergewicht. "Mir bringt es nichts, wenn ich eine Hundert Kilo Hantel heben kann. Ich brauche mein eigenes Körpergewicht beim Hindernislauf, also muss ich auch damit trainieren." Denn die Hindernisse haben es in sich: mehrere Meter hohe Wände, Wasser- und Schlammgräben, Metalgitter über Gräben, die es mit hangeln zu überwinden gibt, ... Wer jetzt an die Soldaten-Ausbildung in Filmen denkt, liegt gar nicht so falsch: "Das OCR kommt aus dem Militär, wir haben da meistens die gleichen Hindernisse", so Settele. Solche Hindernisse beanspruchen die Läufer nicht nur körperlich, auch mental müssen sie gut trainiert sein. "Bei jedem Lauf gibt es den Punkt, an dem man sich fragt: Was mach ich hier eigentlich?" Hier kommt dann wieder der Wille ins Spiel. Den braucht man auch, wenn man bei einem Hindernis abrutscht und es nochmal versuchen muss oder eine Strafe erfüllen muss, die nicht nur Zeit sondern auch Kraft kostet. Hoffentlich ohne Strafaufgaben kommt Settele durch die Läufe bei den Weltmeisterschaften vom 19. bis 21. Oktober in London. Unterstützt wird er an allen Tagen von seiner Frau und seiner Tochter, die zum Anfeuern mitkommen und um etwas Zeit mit dem 31-Jährigen zu verbringen. "Meine Frau findet meinen Sport eigentlich ganz gut, aber ich muss viel trainieren und bin viel unterwegs, weil es solche Läufe bei uns in der Gegend nur selten gibt. Da ist das dann schon sehr zeitaufwändig." Gerade vor der Weltmeisterschaft ist der Trainingsaufwand natürlich noch etwas höher: Vielleicht auch, um sich gegenüber der Europameisterschaft noch etwas zu verbessern, hier ist Settele am letzten Hindernis der Kurzdistanz über drei Kilometer gescheitert. Wie bei der EM im Juni in Dänemark tritt der 31-Jährige in London an drei Wettkampftagen in drei Disziplinen an: der Kurzdistanz, der Standardstrecke über 15 Kilometer und einem Teamlauf. In Dänemark wurde Settele Neuntbester Deutscher - trotz des Patzers in der Kurzdistanz. Ob sein Wille für einen fehlerfreien Lauf bei der WM und so für eine noch bessere Platzierung reicht, zeigt sich vom 19. bis 21. Oktober.
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