Aus einem kleinen Stadel, kurz vor einem Waldstück in der Nähe von Pfronten, ist Musik zu hören. Stimmen vermischen sich mit Gelächter, dazu Getrappel und Akkordeon-Klänge. Heute ist Aktivenprobe. Ein normaler Donnerstagabend für die Mitglieder des Gebirgstrachtenverein D'Achtaler Pfronten e.V.
Etwa 40 Trachtler sind erschienen, um die verschiedenen Plattler zu üben und nach der rund eineinhalbstündigen Probe noch bei einer gemütlichen Brotzeit beieinander zu sitzen. "Wir schätzen vor allem die Geselligkeit, aber auch die ernsthaften Diskussionen und den starken Zusammenhalt in unserem Verein", sagt Wolfgang Goldstein (56). Er ist der 1. Vorstand bei den "D'Achtaltern Pfronten" und seit rund 20 Jahren Mitglied im Verein.
Seit 1901 gibt es den Trachtenverein in Pfronten. Damals zählte er 23 Mitglieder, bis heute hat sich die Anzahl fast verzehnfacht: etwa 210 Aktive und Ehrenmitglieder gibt es, auch die Jugend-Abteilung gehört dazu. "Zwischen der Jugend und den aktiven Älteren herrscht bei uns eigentlich ein relatives Gleichgewicht", erzählt Goldstein. Er selbst ist vor 38 Jahren aus dem unterfränkischen Würzburg nach Pfronten gekommen, später dann ohne Kenntnisse der verschiedenen Plattler und Tänze in den Verein eingetreten. Nach einem Jahr Übung war er schon so weit, um beim Preisplatteln mitzumachen. Heute macht er noch hin und wieder mit, wenn Not am Mann ist.
Den Stadel, in dem der Verein "D'Achtaler Pfronten" heute probt, haben die Mitglieder selbst hergerichtet. Ein Bauer überließ ihnen die alte Scheune. Den Innenraum haben sie neu ausgestattet und einen Tanzboden verlegt. So haben alle genug Platz zum Tanzen, aber auch für die anschließende Brotzeit an den aufgestellten Tischen und Bänken.
Die jüngeren Aktiven sind an diesem Abend zahlreich vertreten. Gemeinsam mit dem Vorplattler proben sie, wiederholen einige Schritte. "Ab und zu gibt es mal einen Schrei. Aber auch ein Lob, das ist besonders wichtig", betont Goldstein. Dass auch die jüngere Generation die Tradition weiterführen möchte und im Trachtenverein Mitglied ist, ist vor allem der guten Jugendarbeit zu verdanken.
"Natürlich bieten wir auch das ein oder andere Zuckerl", so Goldstein. Jedes Jahr im August veranstaltet der Verein zum Beispiel ein Ausflugswochenende. Wer da mitfahren möchte, der muss auch zu den Proben regelmäßig erscheinen und gut mitmachen. Aber auch eine Rodelpartie oder Schneeballschlachten sorgen für Spaß und Geselligkeit und genau das suchen gerade die Jüngeren. Wolfgang Goldstein ist zufrieden, der Verein muss sich keine Sorgen um die Erhaltung seines Brauchtums machen.
Die "Mehlsacktracht", wie Wolfgang Goldstein Modedirndl und Kaufhaus-Lederhosen nennt, spielt für die jungen Trachtler keine Rolle. Billige Dirndl, mit aufgedruckten Mustern und Glitzersternchen aufgepeppt, haben mit der Gebirgstracht nichts zu tun. "Beim Imitat zieht sich mir der Bauch zusammen", sagt Goldstein, da bestehe kein Zusammenhang zum Brauchtum. Eine Gefahr für Trachtenvereine sieht er in den Modedirndln allerdings nicht. Die Mitglieder der "D'Achtaler Pfronten" identifizieren sich mit ihrer individuellen Tracht und sind stolz, sich bei verschiedenen Feierlichkeiten auch außerhalb des Vereinslebens damit zu zeigen.