Porträt: Reiseunternehmer Heinz Sprenzel aus Bernbeuren fährt seit 41 Jahren Bus ndash und liebt es

1. September 2012 00:00 Uhr von Allgäuer Zeitung
Heiko Wolf

Das halbe Jahr am Mittelmeer unterwegs

Sommer – Urlaubszeit: In den Ferien stellen wir Menschen vor, die beruflich dafür sorgen, dass andere sich erholen. Bernbeuren Am Mittwochmorgen kutschierte Heinz Sprenzel eine Gruppe aus der Umgebung zum Fendt-Feldtag nach Wadenbrunn, mittags einige Oberbeurer nach Kempten.

Heute und morgen ist der Busfahrer mit einer Reisegruppe in den Dolomiten und im Pustertal unterwegs. Und bald steht wieder die alljährliche Busfahrt zum Törggelen in Südtirol an. 'Ich lebe ein halbes Jahr in Italien und seinen Nachbarländern', sagt Sprenzel scherzend. Südeuropa ist Reiseschwerpunkt des Bernbeurer Familienbetriebs. Diesen haben Sprenzels Eltern in den 60er Jahren als Bus- sowie Fuhrunternehmen mit Baugewerbe gegründet. Seit 2002 führen Heinz Sprenzel (62) und seine Frau Lieselotte (58), eine Marktoberdorferin, die Firma nun als reines Busunternehmen.

Als Busfahrer, Reisebegleiter und Inhaber des Reiseunternehmens ist Sprenzel ständig im Einsatz. Das geht seiner Frau, die Bürokauffrau gelernt hat, und Tochter Stephanie, einer Hotelkauffrau, genauso: Alle Reisen werden von mindestens einem Familienmitglied begleitet. Die Frauen der Familie kümmern sich zudem um das im Wohnhaus untergebrachte Büro. Und Sohn Oliver, der Ingenieur bei Fendt ist, springt bei Bedarf als Fahrer ein.

Regulär sitzen neben Heinz Sprenzel noch zwei feste und zwei Aushilfsfahrer am Steuer der drei Fernreisebusse. Ans Aufhören denkt Sprenzel trotz seiner 62 Jahre nicht. Er liebt das Busfahren, trotz des 'zunehmenden Wahnsinns der Parkplatzsuche' in Metropolen wie Prag oder Paris: 'Mittlerweile kann ich unsere Passagiere nur noch kurz aussteigen lassen, ohne Knöllchen zu kassieren.'

Während sich die Urlauber Notre Dame oder den Eiffelturm anschauen, putzt Sprenzel den Bus, schläft ein Stündchen oder vertritt sich die Füße. Obwohl er als Busfahrer 25 Mal in Paris war, habe seine Freizeit dort noch nie für einen Museumsbesuch gereicht. 'Aber natürlich bin ich schon zu Sacré-Coeur hochgelaufen und habe Bilder gemacht, erzählt der Hobbyfotograf.

Wenn die Zeit reicht, schließe er sich aber gern seiner Reisegruppe an. Beim Busfahren spricht er gern über Berge, Seen und Sehenswürdigkeiten. 'Ich bin nicht allwissend, aber ich kann was erzählen', sagt Sprenzel, dem man anmerkt, dass er viel herumkam. 45 von 52 Wochenenden im Jahr ist er mit Bus unterwegs: wenn möglich mit seiner Frau als Reisebegleiterin an der Seite.

Dank 'Navi' nerven Sprenzel beim Busfahren auch fremde Strecken nicht. Das war 1971, als er den Busführerschein machte, anders. 'Man geriet schon ins Schwitzen, wenn man sich mit Stadtplan nachts in Städten zurechtzufinden musste oder irgendwelche Herbergen in der Pampa gesucht hat', sagt er.

Als gelernter Kfz-Mechaniker kann Sprenzel in seinen rund 350 000 Euro teuren Reisebussen selbst die eine oder andere Kleinigkeit reparieren. Alle sechs Jahre kauft er einen neuen Bus. Solche Investitionen machten einen großen Teil seines Risikos aus. Für den Erfolg der Firma wiederum sei der 'feste Kundenstamm' aus dem Raum Marktoberdorf, Schongau und Füssen entscheidend.

Abzuschalten ist für seine Frau und ihn schwer, selbst wenn sie (wie neulich in Nordzypern) selbst Urlaub machen: Letztlich bereitete sich Lieselotte Sprenzel dort auf die kombinierte Flug- und Busreise vor, die das Unternehmen im November anbietet und die sie als Reisebegleiterin betreut.

Obschon die 22-jährige Tochter da viel Vorarbeit leistete: 'Bei einer Inforeise suchte Stephanie aus zehn Hotels das beste aus', berichten die Sprenzels.

Das Ehepaar ist froh, dass die Tochter als potenzielle Nachfolgerin des Familienbetriebs seine Reisebegeisterung geerbt hat – und das von klein auf. 'Schon als Kleinkind ist sie gern mitgefahren – und verdrehte dem ganzen Bus den Kopf', erzählt Lieselotte Sprenzel lachend.