Sein 100-jähriges Bestehen begeht der Obst- und Gartenbauverein Rieden in diesem Jahr. Nun wurde im Golfrestaurant gefeiert. Dabei gab Vereinsvorsitzender Winfried Tümmler Mitgliedern und Ehrengästen – darunter Riedens Bürgermeister Ludwig Landwehr mit vielen Gemeinderatsmitgliedern und Vertretern der Ortsvereine sowie Irmgard Ott als Kreis-Vertreterin des Schwäbischen Bezirksverbandes für Gartenbau und Landespflege – einen Einblick in die wechselvolle Vereinsgeschichte. Gut 20 Jahre davon sind nicht mehr nachzuvollziehen, da entsprechende Unterlagen fehlen.
Bereits vor weit über 100 Jahren, so Tümmler, sei in Bayern der Obst- und Gartenbau ein Thema gewesen. So sei an bayerischen Schulen die Einrichtung eines Schulgartens Pflicht gewesen und an Distriktstraßen hätten Obstbäume gepflanzt werden müssen, deren Früchte zu 'erträglichen Preisen' an die Bevölkerung abzugeben waren. Der Staat verfügte zudem die Gründung von Gartenbauvereinen, mit der Umsetzung wurde ein Lehrer beauftragt.
Vollzug gemeldet
Einer dieser Lehrer war Martin Martin. Er trat 1912 seinen Dienst als Volksschullehrer in Rieden an und bereits im Folgejahr konnte der damalige Riedener Bürgermeister Vollzug in Sachen Gründung eines Gartenbauvereins an die vorgesetzte Dienststelle in Kaufbeuren melden. Ein eindeutiger Beweis für Tümmler auf 1912 als Gründungsjahr.
Erste Eintragungen in einem Sparbuch des Vereins sind ab 1914 dokumentiert. Dann fehlen Aufzeichnungen. Erst ab 1936 gibt es wieder Nachweise. Die Aufzeichnungen berichten seither von vielen Maßnahmen zur Ertragssteigerung und Qualitätsverbesserung im Obst- und Gartenbau. Von einer Gleichschaltung durch die Nationalsozialisten sei der Verein glücklicherweise verschont geblieben, meinte Tümmler. Wohl auch deshalb, weil die Machthaber dessen Wert für die Versorgung der Menschen als wichtig eingeschätzt hätten. Ein kurzes Vereinsverbot nach dem Zweiten Weltkrieg durch die Besatzungsmacht sei bereits 1949 wieder aufgehoben worden.
Die Inhalte des Obst- und Gartenbauvereins, so Tümmler, hätten sich der Gartenwirklichkeit der Riedener entsprechend im Laufe der Zeit geändert. Heute läge der Schwerpunkt auf Tipps zu Ziergärten, Blumenschmuck, Rasen oder Biotopen. Dennoch, die Zahl der Obstbäume hat sich zwischen 1913 und 1995 auf 1301 – ausweislich amtlicher Zählungen in den beiden Jahren – mehr als verdreifacht. Weitere Aktivitäten: Der Verein beteiligt sich am jährlichen Adventsmarkt und sorgt für prächtigen Kirchenschmuck.
Bürgermeister Landwehr, selbst Zweiter Vorsitzender des Vereins, überbrachte Glückwünsche und eine Zuwendung der Gemeinde zum Jubiläum. Nicht nur die Weitergabe von Fachwissen schätzt er an den Vereinsaktivitäten, sondern auch die Pflege der Geselligkeit.
In keinen anderen Vereinen des Landkreises gebe es mehr Mitglieder als in den Obst- und Gartenbauvereinen des Ostallgäus, meinte Irmgard Ott, die die Glückwünsche des Kreisverbandes und zahlreiche Ehrungen mitgebracht hatte. Die Führung des Obst- und Gartenbauvereins Rieden hatte die Ehrungen für langjährige Mitgliedschaft und Mitarbeit 'nach sorgfältiger Prüfung' (Tümmler) angeregt. Dem Verein täte, so war mehrfach zu hören, eine Verjüngung gut. Das Durchschnittsalter der 90 Mitglieder liegt bei 65 Jahren.
Musikalisch trug ein Teil der Musikkapelle Rieden zum Gelingen des Nachmittags bei, der mit einem üppigen Tortenbüffet endete.