Das Obergünzburger 'Rößle' ist nun in Gemeindebesitz. Nachdem dem Markt das im Jahnweg, neben der Turnhalle an der Rösslewiese, gelegene Gasthaus von seinem Vorbesitzer zum Kauf angeboten worden war, sei man zu dem Schluss gekommen: 'Das müssen wir eigentlich kaufen, damit wir die zukünftige Nutzung kontrollieren können', erläuterte Bürgermeister Lars Leveringhaus auf Anfrage. Eine künftige Wohnungsnutzung an dieser Stelle, in unmittelbarer Nähe zum Festplatz, sei von der Gemeinde nicht gewollt. Das Gasthaus wird noch bewirtschaftet. Jedoch wolle der derzeitige Pächter den Betrieb zum Jahresende aufgeben, so Leveringhaus.
Seit 1851 in der Steuerliste
Das Gasthaus 'Rößle' gehört nicht zu den zehn in den Obergünzburger Chroniken genannten 'Tafernen', die bereits um das Jahr 1714 Gäste bewirteten oder Bier brauen durften. Zwar gab es damals schon eine als 'Rößle' oder 'Weißrößle' bezeichnete Gastwirtschaft. Doch befand sich diese im Entenmoos, wie Heimatforscher Herbert Kößler zu berichten weiß. Dem Kenner der Obergünzburger Hausgeschichten ist auch die Rekapitulation der – mit gut 160 Jahren noch relativ jungen – Historie des heute bekannten Gasthauses Rößle am Jahnweg zu danken.
Zwischen 1846 und 1850 wurde die Wirtschaft erbaut, so das Ergebnis von Kößlers Nachforschungen. In den Steuerlisten taucht der Name des ersten Besitzers, eines Ziegeleiunternehmers, als Josef Wölfle, 'Rößlewirt', 1851 erstmals auf. Besitzer und Pächter wechselten immer wieder. Wie in der Chronik des TSV Obergünzburg zu lesen ist, schenkte 1930 der damalige Wirt und Besitzer der Gastwirtschaft, Hans Seibold, dem Turn- und Sportverein das Grundstück für den Bau der Jahnturnhalle an der Rösslewiese. Anfang der 1950er Jahre war die Gemeinde schon einmal Besitzer des 'Rößle', wie Kößler herausfand. Dann ging das Haus wieder in private Hände.
Rotes Kreuz auf Standortsuche
Nach dem jüngsten Kauf durch den Markt sei man inzwischen wegen der Nachnutzung des Grundstücks mit dem Roten Kreuz im Gespräch, erklärte Bürgermeister Leveringhaus. Seit etwa zwei Jahren, bestätigt Thomas Hofmann, Ostallgäuer Kreisgeschäftsführer des BRK in Marktoberdorf, schaue man sich in Obergünzburg nach einem möglichen neuen Standort für die dortige Rettungswache um. Denn beim derzeitigen denkmalgeschützten Gebäude am Oberen Markt stoße man bei der gewünschten Weiterentwicklung der Rettungsstation auf Dauer an räumliche Grenzen.
Einen Vorteil des Standorts am Jahnweg sieht Hofmann in der zentralen Lage. Nun werde intern geprüft, ob sich dort das gewünschte Raumprogramm des Roten Kreuz verwirklichen ließe. Falls ja, gelte es zunächst baurechtliche Fragen und dann die Möglichkeit der Finanzierung zu klären. Das Ergebnis, so Hofmann, sei derzeit also noch offen.