Zwischen 1933 und 1936 hatten sich in Schwaben kommunistische Widerstandszellen gegen das NS-Regime gebildet. In Kaufbeuren fand sich für die im Untergrund agierende KPD eine größere Gruppe von überzeugten und risikobereiten Kämpfern zusammen. Die Widerstandskämpfer arbeiteten daran, neue Mitstreiter zu gewinnen und knüpften Kontakte in umliegenden Städten wie Peißenberg, Schongau, Memmingen, Mindelheim und Obergünzburg.
Gruppe unterstützte inhaftierte Genossen
Die Mitglieder der Gruppe tauschten illegale Schriften und sammelten Gelder, um inhaftierte Genossen oder deren Ehefrauen und Familien zu unterstützen. Wegen ihrer Verbindung zur illegalen Leitung der KPD in München flog das gesamte südbayerische Netzwerk im Sommer 1936 auf. Nachdem ein Spitzel der Gestapo die Parteiführung der KPD in München unerwandert hatte, stellte die Gestapo die Mitglieder des kommunistischen Widerstands in einer groß angelegten Verhaftungswelle. Bis zum Sommer 1936 verhafteten die Nazis in Kaufbeuren 17 Mitglieder des kommunistischen Widerstands und klagten sie wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“ an.
Stolpersteine erinnern an Führungsriege der Kaufbeurer Widerstandszelle
Die sechs Vertreterinnen und Vertreter der illegalen KPD, die am 21. März einen Stolperstein erhalten, zählen zum Kopf der Kaufbeurer Widerstandszelle. Zwei Mitglieder der Gruppe, Johann Schmid und Johann Schaudig kamen in der Haft ums Leben, die übrigen Widerstandskämpfer mussten alle jahrelange Haftstrafen verbüßen.
Die Verlegung der „Stolpersteine“ findet an fünf verschiedenen Orten in der Innenstadt Kaufbeurens statt. Die Steine werden am letzten, frei gewählten Wohnort oder der Arbeitsadresse der jeweiligen Personen verlegt. An jedem Verlegungsort wird die Biographie der Opfer vorgestellt.
Das Programm
- 9:00 – 9:30 Uhr am Müllergäßchen 3: Stolperstein Johann Schaudig (1905–1943), Mitglied des kommunistischen Widerstands in Kaufbeuren, Tod im KZ-Außenlager Bad Tölz.
- 9:45 – 10:05 Uhr an der Kaiser-Max-Straße 38: Stolperstein Stefan Leo Lutz (1904–1988), Mitglied des kommunistischen Widerstands in Kaufbeuren, 9 Jahre Haft in München Stadelheim, Zuchthaus Kaisheim, KZ Dachau.
- 10:15 – 10:35 Uhr am Baumgarten 18: Stolperstein Michael Rauch (1894–1984), Mitglied des kommunistischen Widerstands, 10,5 Jahre Haft in München-Stadelheim, Zuchthaus Kaisheim, KZ Dachau.
- 10.45 – 11.05 Uhr am Forettle 7: Stolperstein Klemens Sailer (1903–1972), Mitglied des kommunistischen Widerstands in Kaufbeuren, 7 Jahre Haft in München-Stadelheim Zuchthaus Amberg, Einzug als Strafsoldat im Bewährungsbatallion
- 11.15 – 11.35 Uhr in der Johannes-Haag-Straße 6: Stolperstein Johann Schmid (1907–1942), Mitglied des kommunistischen Widerstands in Kaufbeuren, Tod im KZ Flossenbürg und Stolperstein Karolina Schmid, später verheiratet Trimmel (1911–1990), Mitglied des kommunistischen Widerstands in Kaufbeuren, 1936–1939 Haft Gefängnis München Stadelheim, im KZ Lichtenburg und im KZ Moringen.
Die Idee hinter den Stolpersteinen
Das Projekt „Stolpersteine“ hatte der Künstler Gunter Demnig und dessen „Stiftung - Spuren – Gunter Demnig“ im Jahr 2000 ins Leben gerufen. Demnig erinnert an verschiedene Opfergruppen der NS-Zeit, indem er vor ihrem letzten selbstgewählten Wohnort oder Arbeitsort Gedenktafeln aus Messing ins Trottoir einlässt.

Ausstellung, Gedenkveranstaltung und Zeitzeugendiskussion
Gedenken an die Reichspogromnacht: Zeitzeugin Charlotte Knobloch trifft Schüler in Kempten
Erinnerungskultur in Kaufbeuren
Seit 2020 gibt es Stolpersteine in Kaufbeuren für lokale Opfer der NS-Zeit. Als digitale Erweiterung der Stolpersteine wird das Stadtmuseum gemeinsam mit dem Förderprogramm „Demokratie Leben!“ im Juni 2023 die App „Kaufbeurer Stolpersteine – Ein Rundgang gegen das Vergessen“ vorstellen.