Die Methode war radikal, aber erfolgreich: Drei Tage lang hatten sich die Gründungsmitglieder des Dachverbandes in einer Hütte eingeschlossen, dann waren sich die Landwirte einig. Der "Urlaub auf dem Bauernhof in Bayern" e.V. konnte an den Start gehen. Heute, 20 Jahre später, ist der Verein mit dem blauen Gockel im Logo und seinen 1800 Mitgliedsbetrieben nicht nur eine starke Marke im Tourismusgeschäft, sondern auch ein nicht zu unterschätzender Wirtschaftsfaktor - gerade in strukturschwachen Regionen: Jede siebte Übernachtung in Bayern ist ein (Kurz-) Urlaub auf dem Bauernhof. Für die Jubiläumsfestlichkeiten zur Gründung im Jahr 1991 am Samstag wählte der Verband einen seiner Ostallgäuer Vorzeigebetriebe, den "Landgasthof Berghof" der Familie Babel in Wald.
Rührige Vorsitzende
Wie eng der Erfolg von "Urlaub auf dem Bauernhof in Bayern" mit dem Engagement seiner rührigen Vorsitzenden Christa Off verknüpft ist, vergaß keiner der prominenten Gastredner zu erwähnen: "Ohne Christa Off", betonte etwa BBV-Chef Gerd Sonnleitner, "wären wir heute nicht hier". Weil die "Bäuerin mit Manager-Qualitäten" den Bayerischen Verdienstorden schon erhalten hat, gab es zum Jubiläum nun die Ehrenmedaille in Silber des Bayerischen Bauernverbandes. Grund zum Feiern haben die "Botschafter der Landwirtschaft" (Sonnleitner) auch beim Blick auf die bayernweiten Zahlen mit knapp zwölf Millionen Übernachtungen und 550 Millionen Euro Umsatz pro Jahr. Neben den Jahreskatalogen (bislang wurden 1,5 Millionen Stück an die Kundschaft gebracht) ist die Homepage (www.bauernhof-urlaub.com) die wichtigste Werbeplattform des Verbandes.
Die Rolle der Urlauberhöfe, so Staatssekretär Dr. Gerd Müller, gehe weit über die normaler Gastgeber hinaus: "Sie stehen hier für gelebte Werte, für Naturverbundenheit und Familiensinn". Beeindruckt zeigte sich Müller von der großen Bandbreite der Angebote. Die Zeiten der Billig-Pensionen mit Frühstück und Misthaufen vor dem Fenster sind vorbei: Es gibt Wellnesshöfe, Kinderbauernhöfe, Kräuterhöfe, Gesundheitshöfe, Erlebnishöfe und Höfe mit Heumilchkäse. Sie alle bieten das, was der stressgeplagte Stadtmensch sucht: Ruhe, Natur und regionale Küche. Schnelle Internetverbindungen für Werbung und Buchungsvorgänge seien für die Betriebe aber unerlässlich: "Breitband braucht man in jedem Hof", so Müller.
Nicht billig, aber preiswert
Feriengäste, die in unserer Region Urlaub auf einem der rund 500 Bauernhöfe machen wollen, das wünscht sich der Ostallgäuer Landrat Johann Fleschhut, sollen das Allgäu als eine "gemeinsame Urlaubsdestination" erleben. Allzu knausrig sollten sie dabei allerdings nicht sein: Wer gute Qualität und Service anbietet, wie es die Mitglieder des Landesverbandes tun, kann dafür auch gutes Geld verlangen, erklärte Finanzstaatssekretär Franz Josef Pschierer: "Urlaub auf dem Bauernhof ist nicht billig: er ist preiswert!"