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Helenenhof: Das Heim ist die Familie

Helenenhof

Helenenhof: Das Heim ist die Familie

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    Helenenhof: Das Heim ist die Familie
    Helenenhof: Das Heim ist die Familie Foto: mathias wild

    Nein, wie in einem Pflegeheim sieht es hier nicht aus: Ein gemütliches Bauernhaus, warmes Licht hinter den Fenstern, das Bewohner und späte Besucher freundlich willkommen heißt. Beim Eintritt in den getäfelten Flur fällt der Blick auf eine lange Reihe von Kinderjacken an einer Holzgarderobe. Aber es ist das richtige Haus: der "Helenenhof" in Hopferbach, das kleinste Heim für geistig- und mehrfachbehinderte Kinder im Bezirk Schwaben.

    Beginn in den 80er Jahren

    Ein junger Mann tritt aus der Stube. Ihm fällt das Sprechen schwer. Hilfsbereit führt er die Besucherin über Treppen, um Ecken, hinauf ins Büro zu Klaus Zimmermann, dem verwaltenden Heimleiter. Es ist 17 Uhr, "Rushhour", wie Zimmermann lächelnd sagt. Gerade haben die Busse jene Kinder, die in Kempten die "Astrid-Lindgren-" oder die "Tom-Mutters-Schule" besuchen, sowie die jungen Leute, die in der Förderstätte oder den Werkstätten der Lebenshilfe arbeiten, heimgebracht. Und gleich wird zu Abend gegessen. Wie in einer Familie.

    Eine Familie, das sollte der Helenenhof nach dem Willen von Ingrid und Friedrich Heilgenpahl von Anfang an sein. Mit fünf Kindern, als heilpädagogische Pflegefamilie, fingen die Pflegefachkräfte in den 80er Jahren in Hopferbach an. Zug um Zug wurde der alte Bauernhof ausgebaut, ein Kleinheim mit 15 Plätzen, wo vor allem schwerstmehrfachbehinderte Kinder betreut und gefördert werden, vom Bezirk, dem Kostenträger, genehmigt.

    Zum Essen versammeln sich die Bewohner am großen Tisch in der Stube, "wo sich eigentlich alles abspielt", so Erzieherin Berka Tschierske. Auch die Kleinste, eineinviertel Jahre alt, ist mit dabei. Jasmin, Daniel, Eda, Stephan, Gisi und Nicki haben schon Platz genommen. Es wird gealbert, gelacht, gestikuliert. Sozialpädagoge Peter Petzold, der pädagogische Heimleiter, streicht Brote.

    Auch Andi, im Rollstuhl, kommt an den Tisch. Die Schwerstpflegefälle, die Sondennahrung benötigen, werden in ihren Zimmern im Neubau versorgt.

    13 Kinder und junge Erwachsene leben in der "Eingliederungseinrichtung der Behindertenhilfe". Gern würde das kleine Heim auch die zwei derzeit freien Pflegeplätze belegen. Elf Mitarbeiter, Kinderpflegerinnen, -krankenschwestern, Erzieher und Pädagogen in Voll- oder Teilzeit kümmern sich rund um die Uhr um die Bewohner. "Unser Plus ist, dass wir so klein sind", sagt Zimmermann. "Es soll alles um einen Tisch herum passen", ergänzt Ingrid Heilgenpahl lächelnd.

    Sie ist die "Mutter" der besonderen Familie: "Die meisten Kinder haben auch Mama gesagt." Bis vor zwei Jahren war die 70-Jährige, die mit ihrem Mann im ersten Stock des Hauses wohnt, im Heim aktiv. Sie bleibe "graue Eminenz im Hintergrund", so Zimmermann. Ihre medizinische sowie psychologische Erfahrung sei weiter gefragt. Ihre Schwerpunkte sind Kinder, die an Epilepsie leiden, sowie Kinder, die Sauerstoffversorgung benötigen.

    Auch behinderte Kinder brauchen Abwechslung, frische Luft und Spaß. Auf dem großen Grundstück lässt sich schönes Wetter genießen. Man kann spazieren gehen, es gibt Ausflugsfahrten, einmal im Jahr auch eine Ferienfreizeit im Bayrischen Wald. Alle, die laufen können, fahren mit. "Wir wollen am öffentlichen Leben teilnehmen, ohne aufzufallen", erklärt Heilgenpahl.

    "Gut ins Dorf integriert"

    Nach dem Abendessen wird aufgeräumt. Jasmin hilft beim Spülen, Stephan bringt immer den Biomüll raus. Anschließend kann man gemütlich im Wohnzimmer fernsehen oder die Bewohner ziehen sich in ihre Zimmer zurück. Nicki, Gisi und Jasmin wohnen im "Juchhe", ganz oben unter dem Dach. Und Andrea, die mit 16 vor Jahrzehnten in den Helenenhof kam, lebt inzwischen in einem eigenen urgemütlichen Blockhaus auf dem Gelände.

    "Unser Haus ist gut ins Dorf integriert", sagt Heilgenpahl. Probleme habe es dahin gehend nie gegeben. Man besuche die Christmette, feiere Silvester mit einem Feuerwerk. Und dann der Fasching: Nicki lacht und zeigt auf ihre Nase. Heilgenpahl übersetzt: "Das heißt: Rote Nase." Die übrigen lächeln. Die "Familie" weiß, was Nickis Geste bedeutet: Sie freut sich, denn bald geht es auch heuer wieder zum Hopferbacher Faschingsumzug.

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