Garmisch 'Als Martinus nichts außer Waffen und dem einfachen Soldatenkleid bei sich hatte, begegnete er mitten im Winter, der von außergewöhnlicher Härte war, so dass viele vor Kälte starben, einem nackten Armen. Der bat die Vorbeigehenden um Erbarmen, doch liefen alle an ihm vorüber. Da erkannte Martinus, ganz gotterfüllt, dass der Arme, dem die anderen keine Barmherzigkeit schenkten, für ihn aufbewahrt sei.
Was sollte er tun? Außer dem Soldatenmantel, mit dem er bekleidet war, hatte er nichts. Alles andere hatte er schon vergeben. So nahm er denn das Schwert, das er am Gürtel trug, und teilte den Mantel mitten entzwei. Den einen Teil gab er dem Armen, mit dem anderen bekleidete er sich selbst.'
So schrieb Martins Freund Sulpizius Severus in seinem noch zu Lebzeiten des 397 verstorbenen Heiligen verfassten Bericht über die Mantelteilung zu der Zeit, als der junge römische Offizier im heutigen Nordfrankreich stationiert war.
Uralt sind viele Martinskirchen, war doch der Bischof von Tours Patron der Frankenkönige über die Zeit Karls des Großen hinaus, Beschützer der Reisenden, der Armen, der Flüchtlinge und Vorbild der Ritter.
Und manchmal finden sich noch alte Darstellungen wie in der ehemaligen Pfarrkirche von Garmisch, wo Wandmalereien aus der Zeit um 1300 freigelegt wurden, und sie zeigen die kontinuierliche Verehrung durch die Jahrhunderte.
Die kleine Kirche bei der Loisach, die seit langem als Pfarrkirche ausgedient hat, bestand schon zur Zeit Karls des Großen um 800, und Martin war ihr Patron. Unter Übermalungen kam auch das große Bildnis des heiligen Martins zum Vorschein. Einen edlen jungen Ritter zu Pferd zeigt das Wandgemälde, der mit dem elenden halb nackten Bettler die Cappa, den Mantel, teilt.
Historisch bedeutsam und auch besonders anrührend ist so ein Bildnis über die Zeiten hinweg, und es ist Ausdruck seiner Traumerscheinung Christi 'Was ihr dem Geringsten meiner Brüder tut, das habt ihr mir getan.'