Ein Mammut-Programm hatte Pforzens Bürgermeister Hermann Heiß seinen Gemeinderäten für die erste Sitzung nach den Sommerferien verordnet. Allein drei Stunden dauerte der öffentliche Teil, woran sich noch eine nichtöffentliche Sitzung anschloss. Die Dauer der Veranstaltung war vor allem zwei der Themen geschuldet, die Heiß auf die Tagesordnung gesetzt und zu denen er Experten eingeladen hatte: Das an der B 16 geplante Gewerbegebiet, für das – so Heiß – die Fördermittel des Freistaats rechtzeitig beantragt worden seien und der Wiederaufbau der vor einiger Zeit abgebrannten Einrichtungen im Bayerischen Wertstoffzentrum (BWZ).
Immer klarer wird das Bild des Gewerbegebietes 'Leutenweg/ B16'. Dort soll auf jeden Fall ein Rewe-Markt mit Vollsortiment und angeschlossenem Getränkemarkt angesiedelt werden. Über die Ansiedlung einer Tankstelle muss der Gemeinderat erst noch entscheiden. Jörg Malek von Rewe stellte das Geschäftskonzept seines Unternehmens vor und führte aus, warum Pforzen trotz seiner relativ geringen Einwohnerzahl ein interessanter Standort ist: Der Raum zwischen Bad Wörishofen und Kaufbeuren sei quasi 'versorgungsleer' und biete ausreichend Potenzial.
Sein Unternehmen könne mit schnellen, bequemen Einkaufsmöglichkeiten (auch für ältere Menschen), der im Vergleich zu Discountern großen Artikelvielfalt mit großem Frischesortiment (bevorzugt auch aus der Region) sowie einem komplexen Qualitätssicherungssystem punkten, so Malek. Als Marktbetreiber wolle man möglichst einen Kaufmann aus der Region gewinnen, da dieser seine Kunden kenne und besser binden werde. Das habe auch den Vorteil, dass die gesamte Gewerbesteuer im Ort verbliebe. Der Rewe-Markt in Pforzen soll 25 Mitarbeitern aus der Region Arbeit und zwei bis drei Azubis einen Ausbildungsplatz bieten.
Während die Gemeinderäte Maleks Vortrag zufrieden zur Kenntnis nahmen, kamen bei Elmar Lutzenbergers Ausführungen Bedenken auf. Dessen Unternehmen möchte eine Tankstelle mit Waschanlage, Shop und zwei Lkw-Kurzzeitparkplätzen bauen. Der Standort Pforzen rechnet sich für die Firma trotz des eher dünnen Potenzials vor Ort wegen der Lage in Bundesstraßennähe. Das Projekt könne sich aber nur lohnen, wenn Tankstelle und Shop rund um die Uhr betrieben werden. Deshalb befürchten einige Gemeinderäte nächtliche Lärmbelästigung. Lutzenberger sagte zu, über einen nachts reduzierten Betrieb nachzudenken, ohne allerdings Versprechungen zu machen.
Höchst aufmerksam und kritisch folgten die Gemeinderäte schließlich den Ausführungen von Geschäftsführer Uwe Höch zum Abriss und Wiederaufbau der kürzlich abgebrannten Anlagen im BWZ. Der Neubau soll eine Reihe von Verbesserungen bieten. So werden die Anlage zur Produktion von Sekundärbrennstoffen in eine Halle verlegt, der Gewerbemüll bei Anlieferung mittels Wärmebildkamera auf Gefahrenherde untersucht und Löschwassertanks mit zusätzlich 600 Kubikmetern Wasser gebaut. Durch die Balance der Menge des angelieferten Mülls zu der der ausgelieferten Produkte würden Lagerbestände weitgehend vermieden.
Der Gemeinderat stimmte den Baumaßnahmen zu, will allerdings erreichen, dass der Landkreis seine Betriebsprüfungen der 'hochbrisanten Anlage' öffentlich macht. Nach dem Motto 'Öffentlichkeit schafft Transparenz' will man den BWZ-Betreiber zudem veranlassen, den Betrieb für Interessierte zu öffnen.