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Futtertrocknung muss Insolvenz anmelden

Pleite

Futtertrocknung muss Insolvenz anmelden

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    Futtertrocknung muss Insolvenz anmelden
    Futtertrocknung muss Insolvenz anmelden Foto: Heinz Budjarek

    Mehr Ausgaben als Einnahmen: Das brachte die Futtertrocknungsgenossenschaft Ruderatshofen in die Klemme. Die war nun so groß, dass sich der Vorstand entschloss, beim zuständigen Amtsgericht Insolvenz anzumelden. Auf das Fernwärmenetz in Marktoberdorf soll dies keine Auswirkungen haben, betonten sowohl Henrik Felbier vom Hamburger Unternehmenssanierer Felbier-Mall als auch Angelika Reichelt, die Geschäftsführerin der Fernwärmegenossenschaft. Reichelt: "Es wird niemand frieren."

    "Anlaufprobleme gibt es immer", weiß Felbier. Nur dass sie sich bei der Trocknung am Standort Geisenhofen fast zwei Jahre lang hingezogen haben, sei eher ungewöhnlich. Die Gründe dafür seien derart vielfältig, dass er sich sparte, zu sehr ins Detail zu gehen. Ein Beispiel: Statt geplanter 150000 Dezitonnen trocknete die Anlage heuer nur 104000 Dezitonnen Grüngut, weil die Genossen weniger als vorgesehen geliefert hatten. Auch diese Einnahmen fehlten der Genossenschaft.

    Inzwischen sei aber eine operative Stabilisierung - ohne Abschreibung, Zinsen und ähnliches - erreicht worden, erläutert Felbier. Bildlich betrachtet sei es wie bei einem Flugzeug: Wenn es beim Landeanflug durchstarten müsse, liege es zunächst in der Horizontalen. Ziehe der Pilot die Maschine dann nach oben, sinke das Heck zunächst noch tiefer. In dieser Situation befand sich die Trocknung.

    "Kein Vorwurf zu machen"

    Das Heck war, um im Bilde zu bleiben, dennoch so tief, dass der Schritt zur Insolvenz nicht mehr zu umgehen war. "Vorständen und Aufsichtsrat ist kein Vorwurf zu machen. Sie haben um Anlage und Genossenschaft gekämpft wie die Löwen." Gleiches gelte für die Banken, die "in signifikanter Höhe Überbrückungskredite gewährt haben, obwohl keiner wusste, wie es weitergeht". Als nun die Kredite ausliefen, gab es kein neues Geld.

    Die 660 Mitglieder der Genossenschaft werden heute in einem Rundschreiben über die Entwicklung informiert. Sie haften bei dieser Planinsolvenz mit ihrem Geschäftsanteil. Etwas pikant ist dabei: Eine Erhöhung um 1000 auf 2500 Euro ist erst im Frühjahr beschlossen worden. 500 Euro wurden bereits gezahlt, die restlichen 500 werden nun trotz Insolvenz fällig.

    Das Insolvenzgericht hat Rechtsanwalt Mathias Dorn aus Kempten zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellt. Er leitet mit Vorstand und Aufsichtsrat die Geschäfte weiter. Mit einem Konkurs, wie er aus früheren Zeiten in den Köpfen vielen herumgeistert, habe die Insolvenz nichts gemein. Vielmehr sieht Felbier darin einen Schritt, der der Genossenschaft wieder eine Chance geben könnte. So könnte es durchaus sein, dass die Genossenschaft die Anlage - in welcher Form auch immer - weiter betreibt. Denkbar sei, einen Betreiberpartner mit ins Boot zu holen. Mit möglichen Kandidaten wird seit Längerem verhandelt, auch für die nächste Zeit stünden Gespräche an. Für die nächsten drei Monate sei der Betrieb gesichert.

    Die Zukunft der Futtertrocknung wirkt sich naturgemäß auf die Fernwärmegenossenschaft in Marktoberdorf, die von dort her die Wärme für ihr Netz bezieht. In dieser Woche musste über die Notversorgung in der Hauptschule geheizt werden, weil in der Trocknung eine geplante Revision anstand. Ab Montag liefere die Anlage wieder, sagte Felbier.

    Entscheidung steht an

    Die Genossenschaft stehe nun vor der Frage, ob sie weiterhin Wärme aus Geisenhofen erhalten kann und will "oder ob wir uns bei der Erzeugung selbstständig machen". Dies müssten die Mitglieder der Bürger- und der Nutzergenossenschaft in außerordentlichen Versammlungen entscheiden. Wichtig sei, bis dahin zu wissen, wie es mit der Trocknung überhaupt weitergeht, so Reichelt.

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