"Wir sehen derzeit keine andere Möglichkeit." Dieser Satz fällt häufig, wenn Wolfgang Kühnl über den Komplex "Trinkwasser für Füssen" spricht. Der Verwaltungsdirektor im Landratsamt weiß, dass er dazu einen ungewöhnlichen Vorschlag macht: Die Stadt soll ihr Wasser weiter aus den Brunnen nahe Bullachberg beziehen - dann aber wird fast ganz Hohenschwangau in das neue Wasserschutzgebiet fallen. Und das würde etliche Auflagen für die Hohenschwangauer nach sich ziehen. >, sagt Schwangaus Bürgermeister Reinhold Sontheimer und kündigt bereits Widerstand an. >, erklärt sein Füssener Kollege Paul Iacob - doch gebe es keine andere Möglichkeit mehr. Füssen gewinnt das Trinkwasser aus zwei Brunnen auf Schwangauer Flur nahe Bullachberg. Weil das dazugehörige Wasserschutzgebiet nicht den tatsächlichen Grundwasserströmen entspricht, fordern die Behörden ein neues Schutzgebiet. Doch dies würde einen Großteil der Bebauung von Hohenschwangau umfassen - was etliche Auflagen für die dort lebenden Bürger nach sich ziehen würde (unsere Zeitung berichtete mehrfach). Füssen versucht deshalb seit Jahren, neue Brunnen an anderer Stelle in Schwangau zu errichten, zumal im Stadtgebiet entsprechende Wasservorkommen fehlen. Bislang erfolglos, die Schüttung war zu gering.
Nun könnte Füssen zwar an anderen Stellen in der Nachbargemeinde nach Wasser bohren. Doch hat eine Runde mit Grundstückseigentümern aus Schwangau es abgelehnt, ihre Flächen für weitere Probebohrungen zur Verfügung zu stellen. >, sagte Bürgermeister Iacob unserer Zeitung. Da man nicht an anderer Stelle bohren könne, müsse man an den beiden bestehenden Brunnen festhalten - bis 2017 müsse daher ein neues Wasserschutzgebiet ausgewiesen werden, das weite Teile des Ortsteils Hohenschwangau umfasse.
Ebenso beurteilt Wolfgang Kühnl die Situation: Es sei zwar > in einem Wasserschutzgebiet liege - doch habe man keine andere Lösung parat.
>, sagt Kühnl und verweist auf die langwierige, aber vergebliche Suche nach Alternativen bei der Trinkwasserversorgung.
Wertvolle Flächen für Landwirte
Warum lassen die Schwangauer nicht weitere Probebohrungen in ihrer Gemarkung zu? Bürgermeister Sontheimer verweist auf >, die durch neue Brunnen und neue Schutzgebiete beeinträchtigt werden könnten. Auch hält er nichts davon, die Nachbarstadt mit dem kostbaren Nass aus den Schwangauer Brunnen zu versorgen. Die Wassermenge werde auf Dauer nicht ausreichen, um beide Kommunen zu beliefern.
Sontheimer wäre es am liebsten, die Nachbarn könnten sich mit Wasser, das in Füssen gefördert wird, versorgen - oder beispielsweise im Bereich des Schwansees nach Wasser bohren. Das wird aber nach Einschätzung von Experten nichts bringen.
Eine halbe Million Liter Heizöl
Allerdings: Auch einem Schutzgebiet, das Hohenschwangau umfasst, mag Sontheimer nicht zustimmen. > Schon jetzt - sozusagen im Vorgriff auf ein mögliches Schutzgebiet - hätten Bauherrn in dem Ortsteil mit diversen Auflagen zu kämpfen. Zum Beispiel dürfe bei einem geplanten Neubau kein Dach aus Kupferblech installiert werden.
Und dann gibt es noch die großen Parkplätze in Hohenschwangau, die - sollten sie jemals im Schutzgebiet landen - so gestaltet werden müssten, dass kein auslaufendes Benzin in den Untergrund gelangen kann. Wolfgang Kühnl hat zudem noch einen weiteren fossilen Brennstoff im Blick: Rund eine halbe Million Liter Heizöl sind nach seiner Hochrechnung in dem Ortsteil gebunkert - auch hier müsse für Sicherheit gesorgt werden.