Franz Xaver Stiefenhofer ist ein stiller, zurückhaltender Mensch. Während er am Tisch in der schlichten Stube sitzt und erzählt, schaut er immer wieder hinüber zu seiner Frau, die sorgsam zugedeckt auf dem nahen Sofa liegt - regungslos, so scheint es. Nur ab und zu hört man ihren Atem. Kreszenz Stiefenhofer (54) hat Multiple Sklerose (MS) in schwerster Form.
Kurz nach der Geburt von Sohn Florian brach die Krankheit vor fast 30 Jahren überraschend aus. Anfangs war die junge Frau nur auf kleinere Hilfen im Alltag angewiesen. Seit 18 Jahren jedoch muss sie rund um die Uhr gepflegt werden. Sie kann nicht mehr reden, ist fast komplett gelähmt, wird künstlich ernährt. Und dennoch ist ihr 59-jähriger Mann Tag und Nacht für sie da.
Die Kraft für die aufopferungsvolle Pflege, die kurz vor 6 Uhr, direkt vor der Stallarbeit beginnt, und gegen Mitternacht endet, schöpft er nicht zuletzt aus seinem Glauben. "Kreszenz ist die Frau meines Lebens. Ich habe sie nicht nur für einen Abschnitt geheiratet", sagt er.
Keine Sekunde habe der Landwirt, der mit Sohn Florian (27) einen Hof mit 35 Milchkühen umtreibt, daran gedacht, einen Pflegedienst einzuschalten oder seine Kreszenz in ein Heim zu geben. "Hier hat sie ihre Familie. Sie ist Teil unseres Lebens, sie ist unser Mittelpunkt."
Für sein Engagement hat der Ostallgäuer Landwirt jetzt im Augsburger Rokokosaal von Justizministerin Beate Merk das Bundesverdienstkreuz verliehen bekommen - auf Anregung etlicher Bürger seiner Heimatgemeinde Rückholz. "Des hätts it braucht", kommentiert der Landwirt die Auszeichnung. "Wenns jemand verdient hätt, dann meine Frau"
F. X. Stiefenhofer