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Drift Trike: Marco Kruijer (24) aus Landsberg fährt in seiner Freizeit Dreirad

Adrenalin

Drift Trike: Marco Kruijer (24) aus Landsberg fährt in seiner Freizeit Dreirad

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    Drift Trike: Marco Kruijer (24) aus Landsberg fährt in seiner Freizeit Dreirad
    Drift Trike: Marco Kruijer (24) aus Landsberg fährt in seiner Freizeit Dreirad Foto: Larissa Pucher

    Das Gefühl, wenn er mit seinem Trike den Berg runtercruist, sagt Marco, ist pures Adrenalin. Natürlich schlägt das Herz schneller, man ist aufgeregt, wenn man da runterfährt, aber nicht in Form von 'oh, was passiert gleich', sondern mehr so 'Yeah! - Man macht's einfach'.

    An diesem warmen Sommerabend sitzt Marco Kruijer im Gras vor seinem selbst gebauten Drift Trike in einer Wiese am Auerberg bei Bernbeuren und erzählt. Ein Drift Trike - was ist das eigentlich? "Ein Dreirad für große Kinder." Der 24-Jährige lacht und dreht sein Zungenpiercing, "oder für junggebliebene Erwachsene". Kaufen kann man diese Dreiräder in Deutschland nicht. Der Sport kommt eigentlich aus Neuseeland, ist inzwischen auch in Australien und Brasilien bekannt. Marco sagt, Adrenalin-Kicks seien schon immer sein Ding gewesen. Mit 13 Jahren hat er seinen ersten Fallschirmsprung gemacht, seitdem ist er immer auf der Suche nach neuen Herausforderungen. Über Youtube ist er auf das Driften gestoßen. "Ich hab Videos davon im Internet gesehen und fand's geil, da wollte ich es sofort ausprobieren."

    Die erste offizielle Drift-Trike-Meisterschaft findet von 18. bis 20. September an der Bolzwanger Straße in Degerndorf statt. Mehr Infos dazu gibt es hier.

    Sein Trike hat Marco selbst zusammengeschweißt. Es besteht aus einem BMX-Vorderrad, zwei Gokart-Reifen, außerdem hat er alte Küchengeräte aus Metall auseinander geflext und aus dem Edelstahl einen Rahmen gebaut. Der Sitz besteht aus einer alten Ofenplatte. "Man kann auch Abwasserrohre, PVC-Rohre oder PP-Rohre verwenden - was man halt grad so findet", sagt der 24-Jährige. Er ist gelernter Fluggerätmechaniker und bastelt und schweißt schon immer gerne an Metall herum, da kennt er sich natürlich aus.

    Damit das Trike in den Kurven richtig zum Driften kommt, hat er die Hinterreifen mit PVC überzogen, das sorgt für weniger Grip: So wird das kontrollierte Driften erleichtert. Das Driften ist eine Gefühlssache, sagt Marco. "Man muss dabei mit dem Lenker gegen die Richtung lenken, in die man driften möchte und dann mit dem hinteren Teil des Trikes in die Richtung, in die man Driften will, das Heck ausbrechen lassen." Marco und seine Kumpels Kevin und Niki haben das richtig gut drauf. Als sie mit ihren Trikes den Berg runtergefahren kommen, drehen sich die Dreiräder ein paar Mal um die eigene Achse, bevor einer der Jungs in der Wiese landet und die anderen beiden weiter bergab düsen.

    Was die Polizei vom Dreirad-Sport hält

    Stellt sich die Frage, ob sich die Jungs mit dem "Bergab-Düsen" rechtlich auf der sicheren Seite bewegen. "Die Polizei hat uns natürlich auch schon mal besucht und gefragt, was wir da machen", sagt Marco. Die Beamten hätten Rücksprache mit ihrer Dienststelle in Oberbayern gehalten und das Driften nicht untersagt. "Die haben gesagt, solange wir nichts anderes von ihnen hören, dürfen wir dort weiterfahren", sagt der Triker und zuckt die Schultern.

    Das Polizeipräsidium Schwaben Süd/West sieht das allerdings anders. Polizeisprecher Christian Eckel erklärt auf Anfrage von all-in.de per E-Mail:

    Da es sich dabei um Geräte für Sport und Spiel handelt, gelten im öffentlichen Straßenverkehr die Vorschriften analog denen für Fußgänger; Fahrbahn und Radwege dürfen demnach nicht benutzt werden. Auf Gehwegen darf sich aus Gründen der Verkehrssicherheit nur langsam und mit erhöhter Rücksicht auf Fußgänger bewegt werden. Das wird aber kaum möglich sein, da die Geräte eine eingeschränkte oder gar keine Bremsfähigkeit besitzen. Daher kann die Nutzung nur in einem verkehrsberuhigten Bereich oder einer Spielstraße gestattet werden. Will man außerhalb dieser Grenzen fahren, also zum Beispiel auf einer Fahrbahn, muss der entsprechende Bereich behördlich abgesperrt sein, wie es beispielsweise bei gestatteten Seifenkistenrennen der Fall ist.

    Dabei bezieht sich die Polizei auf die Paragrafen 24 und 31 der Straßenverkehrsordnung. Das Fahren mit den Drift Trikes auf öffentlichen Straßen ist demnach also ganz klar verboten.

    "Wir wollen niemanden belästigen oder gefährden."

    Marco und seine Freunde versuchen zumindest, das Risiko eines Unfalls so gut es geht zu verhindern. Sie tragen Helme, Handschuhe und Rückenprotektoren und haben Bremsen an ihren Trikes. Bevor sie oben losfahren, stellen sie unten am Berg ein Warnschild auf. Vor den Drift Trikes fährt außerdem ein Auto mit einem "Vorsicht - Drift Trike!"-Schild voraus. Zusätzlich hat das Auto eine Rundum-Leuchte auf dem Dach. Weil die Triker eine abschüssige Strecke zum Fahren brauchen, suchen sie sich abgelegene Berghänge mit möglichst wenig Verkehr aus. "Wir haben auch mit den Anwohnern gesprochen, ob das für sie in Ordnung ist", sagt Marco. "Wir wollen ja niemanden belästigen oder gefährden."

    Als die Sonne langsam untergeht, machen sich die Jungs für ihre letzte Abfahrt bereit. Für unseren Dreh müssen die Jungs die Dreiräder fast nach jeder Abfahrt wieder den Berg hochziehen - das ist ziemlich anstrengend. Pedale haben die meisten von ihnen nämlich nicht. Wenn man Schach und Angeln als Sport bezeichnen darf, dann ist Driften auf jeden Fall auch eine Sportart, da betätigt man sich körperlich wesentlich mehr, sagt Marco und grinst. Auf seiner Stirn stehen die Schweißperlen. Marco, Niki und Kevin setzen ihre Helme auf, sprechen sich kurz ab und dann geht es ab nach unten, den Sonnenuntergang im Rücken.

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