Speiseöl aus Raps, Walnuss und Leinsamen, Kräutertees und Beerenweine, Honig direkt vom Imker und von der Bäuerin selbst gekochte Marmelade, ein in Handarbeit bedrucktes duftendes Kräuterkissen oder auch Produkte aus Schafwolle: Das sind - natürlich neben dem Käse - einige der Mitbringsel, die der Urlauber gerne aus dem Allgäu mit nach Hause bringt. Beim 6. Schwäbischen Direktvermarktertag informierten sich gestern im Modeon etwa 200 Vertreter aus den Bereichen Landwirtschaft, Gastronomie und Tourismus, welche Bedeutung diesen "Allgäuer Krämle" zukommt, die idealerweise jeder Vermieter, Gast-ronom und anderer Tourismusbetrieb im Angebot haben sollte. In verschiedenen Vorträgen ging es auch um die Frage, wie das regionale Produkt vom Erzeuger zum Urlaubsgast kommt. Landwirtschaft, Vermieter und Gastronomie, so wurde betont, müssten dabei Hand in Hand arbeiten.
Der Tourismus profitiere von der Arbeit der Bäuerinnen und Bauern, die die Kulturlandschaft pflegen, sagte die Leiterin des Landwirtschaftsamtes, Maria Rita Zinnecker. Gleichzeitig könne der Tourismus der Landwirtschaft neue Einkommensquellen erschließen. Dazu zählt die Direktvermarktung. Anliegen der Veranstaltung sei es, so Zinnecker, beide enger zusammenzubringen. Für ein enges Bündnis warb auch Landrat Johann Fleschhut: Über die Sinne präge sich ein Urlaubsziel ein - und dazu zählten auch die kulinarischen Spezialitäten direkt vom Erzeuger.
Dass das Allgäu touristisch gut dastehe, bestätigte Bernhard Joachim in seinem Grußwort als Geschäftsführer der Allgäu GmbH. Die Region profitiere auch von dem Trend vom "Urlaub in Deutschland".
Bei allen Marketingmaßnahmen sei die Landwirtschaft mit ihren Produkten dabei. Das nächste Ziel sei eine einheitliche Vermarktung. Nach der Vorstellung von Angelika Soyer vom Verein "Mir Allgäuer" - er steht insbesondere für "Urlaub auf dem Bauernhof" - gehört in jeden Gästebetrieb eine Ecke, in dem "Allgäuer Krämle" angeboten werden. Direktvermarktung sei eine Antwort auf die Globalisierung, meinte Marktoberdorfs Dritter Bürgermeister Axel Maaß. Hier komme die eigene Identität der Region zum Tragen.
Aus einer Region, in der der Schulterschluss bereits gut funktioniert - aus Mittelfranken - kam die Referentin Gertrud Habermeyer vom Landwirtschaftsamt Ansbach.
Sie erläuterte, dass der Touristenwunsch nach für die Region typischen Spezialitäten ziemlich weit oben auf der Skala stehe und riet, sich in die "Seele des Gastes" zu versetzen. Um ein Produkt als Spezialität wahrzunehmen, müsse ein Urlaubsgast ihm mehrmals begegnen: In der Unterkunft, in der Gastronomie, im Laden, und möglichst auch auf dem Bauernmarkt und bei Verkostungen beim Direktvermarkter. Ratsam sei es, auch Geschichten rund um die Spezialität parat zu haben. Dann bleibe die Erinnerung an die Region stabil. Von ihren Erfahrungen erzählte auch eine Bäuerin aus der Region Mittelfranken.
Auf der direkten Schiene
Eine bestehende Vermarktungsschiene vom Erzeuger direkt in die Gastronomie ist im Allgäu die Aktion "LandZunge", die Dr. Rudi Holzberger aus Leutkirch vorstellte. Er unterstrich, dass die beiden Hauptprodukte im Allgäu noch immer Fleisch und Käse seien. Nichtsdestotrotz sollen verstärkt in einem LandZunge-Schrank - entsprechend der Allgäuer Krämle-Ecke - auch andere regionale Premium-Produkte stehen. Er plädierte für Einheitlichkeit und Qualität. Zuletzt referierte Gerhard Hock vom Landwirtschaftsamt Kempten über eine mögliche Förderung für ein Netzwerkprojekt.