Wenn Burkard Bovensiepen von seinem Eckbüro mit dem blau-grünen Teppichboden aus dem Fenster blickt, dann sieht er direkt auf sein Haus. Er finde es extrem angenehm, direkt am Firmengelände zu wohnen, sagt der 74-Jährige. Bovensiepen arbeitet viel, weist aber den Begriff Workaholic zurück. Überhaupt ist das Wort Arbeit für ihn relativ. In der Firma, sagt er, beschäftige er sich ausschließlich mit seinen Hobbys: gutem Wein und schnellen Autos.
Das Bild ist stimmig zwischen dem Chef, dem Genussmenschen und der Firmenphilosophie. "Wir wollen den Menschen schöne Produkte bieten, die ihre Lebensqualität steigern", sagt Bovensiepen. Bei Alpina zählt dieses Motto seit der ersten Stunde, als der junge Student Burkard Bovensiepen in der Büromaschinen-Firma seines Vater eine Weber-Doppelvergaseranlage entwickelte, um dem neuen BMW 1500 noch mehr Freude am Fahren zu vermitteln.
Heute steht hinter der Philosophie ein mittelständisches Unternehmen mit einem Jahresumsatz von über 50 Millionen Euro. Im Jahr 2011, so Bovensiepen, gehe man davon aus, rund 1200 Autos auszuliefern.
Mehr als die Hälfte der Fahrzeuge bleiben in Deutschland oder gehen in die USA, hinzu kommen Käufer in den Traditionsmärkten Japan und England sowie in Russland und im Nahen Osten.
Gut durch die Krise gekommen
Nach knapp 1100 verkauften Autos im Vorjahr würde das eine weitere Erholung nach dem Krisenjahr 2009 bedeuten, als die Zahl der Auslieferungen weit unter den vierstelligen Bereich fiel. Aber wie schon in der Ölkrise 1973, sagt Bovensiepen, sei man auch dieses Mal gut durchgekommen. Zwar mit Kurzarbeit und einem Kürzen der Sonderzahlungen, aber erneut ohne Entlassungen. "Wir haben eine loyale Belegschaft. Aber Loyalität sollte keine Einbahnstraße sein." Auch das sei ein Stück Firmenkultur. Bei Alpina denke man langfristig und nicht an Quartalsergebnisse.
Dass die Alpina Burkard Bovensiepen GmbH und Co. KG zu 100 Prozent im Familienbesitz ist, dürfte da von Vorteil sein. In der Geschäftsleitung sitzen neben Burkard Bovensiepen als gleichberechtigte Partner auch seine Söhne Andreas und Florian, mit den Schwerpunkten Vertrieb sowie IT und Logistik.
Seit 1978 komplette Autos
Auf der Basis von BMW-Komponenten entwickelte Alpina in seiner Anfangszeit zunächst Motoren, ab 1978 Komplettfahrzeuge. Vor 15 Jahren änderte sich die Fabrikation jedoch grundlegend. Bekam man davor die Autos von BMW nach Buchloe geliefert, wo viele Teile entfernt und neu eingebaut werden mussten, geht die Produktion seither den umgekehrten Weg.
Die Montage findet inzwischen in den Werken des Münchner Autoherstellers statt. Alpina liefert die Komponenten und erhält anschließend das komplette Fahrzeug zur Auslieferung. "Unsere Aufgabe ist es, alles so zu entwickeln, dass BMW einen Alpina am Band produzieren kann, ohne dass die eigene Serienfertigung dadurch gestört wird", erklärt Bovensiepen. In Buchloe werden lediglich einzelne Teile nachgerüstet, wie etwa die Kühlerpakete oder die hochwertige Innenausstattung. Aktuell zählen Fahrzeuge auf der Basis der BMW 3er, 5er, 6er und 7er zur Alpina-Produktpalette.
Rund 200 Mitarbeiter beschäftigt Alpina - etwa ein Viertel davon in den Ressorts Konstruktion, Entwicklung und Versuch. 2008 baute die Firma am Betriebsgelände in der Buchloer Alpenstraße ein neues Entwicklungszentrum mit fünf Prüfkammern.
Für Bovensiepen nicht nur ein wichtiger Schritt für die Zukunftssicherung, sondern auch ein klares Bekenntnis zum "exzellenten" Standort Buchloe, mit seiner Nähe zu München und den optimalen Verkehrsanbindungen. Zudem habe man hier keine Probleme eine bodenständige, heimatverbundene Mitarbeiterschaft zu rekrutieren.
Freude am Fahren
Fragt man Bovensiepen nach den Zielen der Firma, erhält man einen Satz wie vom Werbetexter: "Wir wollen die Freude am Autofahren umweltverträglich realisieren." Auch für Alpina sei das Zukunftsthema Hybridantrieb sehr interessant, sagt der Chef: 'Die Entwicklungsarbeit wird uns sicher nicht ausgehen.'