Wenn man Diakon Ludwig Streicher zum ersten Mal persönlich begegnet, dann wird man innerhalb von Sekunden von seiner Begeisterung angesteckt. Dass seine 'Tennen', in denen er sowohl Neues als auch Gebrauchtes für wenig Geld anbietet, bei den Menschen so gut ankommen, verwundert daher nicht.
Diakon Streicher hat die Gabe, Menschen zu erreichen, und das sowohl durch sein temperamentvolles Wesen als auch durch seine leidenschaftlichen Worte, mit denen er die Projekte, die ihm am Herzen liegen, vorantreibt. Bereits fünf Jahre ist es her, dass der Diakon die Tenne St. Martin in Denklingen, direkt an der B 17, eröffnet hat. Seitdem hat er mit den Erlösen des Trödelmarktes viel Gutes bewirkt. Dabei ist es ihm Anliegen und Herzenswunsch zugleich, denen Hilfe zu leisten, die sie benötigen.
Nur zu predigen reichte ihm nicht
Über seine Zeit als fest angestellter Diakon sagt Streicher: 'Wenn ich jemanden traf, der kein Hemd anhatte, dann habe ich vom lieben Gott erzählt, aber trotzdem hatte dieser Mensch immer noch kein Hemd am Leib.' Es sei ihm nicht genug gewesen, nur zu predigen, er wollte aktiv helfen, erklärt Streicher die Entscheidung, seine Stelle bei der Kirche aufzugeben.
Den Ausdruck 'unschuldig in Not geraten' lässt Streicher allerdings nicht gelten. Jeder Betroffene habe eine Geschichte, durch die er in diese Notsituation geriet. Um all den Anfragen gerecht zu werden, die an ihn gerichtet werden, bedarf es allerdings auch entsprechender finanzieller Mittel. 'Was hilft jemandem ein Stuhl, wenn er Hilfe benötigt, um einen rechtlichen Anspruch durchzusetzen?', so Streicher.
Seine 'Stiftung Lebensfreude' sei daher auch für jegliche finanzielle Unterstützung dankbar.
Doch es geht ihm nicht nur darum, materielle Bedürfnisse zu stillen, 'auch die Seele muss versorgt werden', sagt er. Aus diesem Grund hat er nun den 'Raum der Stille' seiner Bestimmung übergeben.
Die bewusst einfach gehaltene Andachtsstätte steht jedem, ungeachtet seiner religiösen Einstellung, zum Rückzug zur Verfügung. Wirft man einen Blick in den neu gestalteten Klosterladen, der Teil der Tenne ist, erkennt man, dass Streicher kein Mann ist, der zum Stillstand und zum Ausruhen bestimmt ist.
Selbst die Auswahl der erlesenen Produkte hat er selbst übernommen, und dafür verschiedene Klöster Europas bereist. In Aktionswochen möchte er künftig Länder und deren vielfältiges Produktangebot in seinem Klosterladen vorstellen.
Damit ist Streichers Reservoir an Ideen allerdings längst nicht erschöpft. Weitere Projekte sind bereits in Vorbereitung. Wie er sagt, versuche er, 'seine Träume nicht zu träumen, sondern zu leben'.