Mit chronischen Wunden leben bedeutet einen enormen Verlust an Lebensqualität - und eine oft vergebliche Suche nach dem richtigen Arzt. So schilderte der Dermatologe Dr. Steffen Gass als Vorsitzender des Wundnetzes Allgäu die oft verzweifelte Lage: Täglich muss die durch Blut und Eiter verunreinigte Bettwäsche gewechselt werden, Duschen ist unangenehm, Schmerzen gehören zum Alltag, die Wunden riechen, viele Betroffene bleiben zu Hause, vereinsamen.
Der Arzt aus Günzburg machte deutlich, dass diese langwierigen Wunden meist geheilt oder zumindest gelindert werden können - wenn die Patienten die richtige Anlaufstelle finden. Eine kompetente Behandlung bietet jährlich mehr als 2500 Patienten Dr. Michaela Knestele. Am Marktoberdorfer Krankenhaus leitet die Chirurgin das Wundzentrum Allgäu, vor kurzem bezog sie neue Räume für ihre Ambulanz. Nun wurden die Räume, in der pro Woche 130 bis 160 Patienten aus dem süddeutschen Raum versorgt werden, offiziell übergeben.
Stützpfeiler des Unternehmens
Ärzte, Krankenkassenvertreter und Kommunalpolitiker waren der Einladung ins Krankenhaus gefolgt. Als stellvertretender Verwaltungsratsvorsitzender der Kliniken Ostallgäu-Kaufbeuren bezeichnete Landrat Johann Fleschhut das Spezialangebot der Chirurgie-Chefärztin als "wichtigen Stützpfeiler" des Kommunalunternehmens. Knestele und ihr Team hätten eine "grandiose Außenwirkung". Ihrem Engagement und Potenzial wolle man mit der neuen Ambulanz mehr Raum und Luft geben. Durch das große Vertrauen der Patienten und eine außergewöhnliche persönliche Leistung werde sie die Räume sicher füllen und vielen Patienten "in oft verzweifelter Situation helfen".
Dies unterstrich auch Klinikvorstandsvorsitzender Ludwig Lederle: Knestele biete in den neuen Räumen ein "abgerundetes Paket" zur Komplettversorgung. Laut Petra Nocker, Standortverantwortliche, investierte man für die "hervorragende Arbeit einer brillanten Ärztin mit Vision" rund 340000 Euro.
Was damit entstand, verdeutlichte Knestele: In den Ambulanzräumen findet sich auch ein Orthopädietechniker, mit dem die Anforderungen an eine Prothese oder einen Schuh besprochen werden. Auch ein Sanitätshaus ist vor Ort, um bei der Vielzahl der Verbandsmaterialien die optimale Versorgung zu gewährleisten. Ergänzend bietet eine Podologin medizinische Fußpflege an.
Knestele erklärte, man müsse auch nach den Ursachen einer chronischen Wunde fragen: "Warum haben Sie denn das Loch?" Nicht nur beim diabetischen Fuß oder Durchblutungsproblemen müssten die Ärzte zusammenarbeiten. Unentbehrlich sei auch die Einbindung von Pflegediensten, Ernährungsberatung und Physiotherapeuten. Dabei müsse man auch die Wirtschaftlichkeit im Auge behalten.
Bundesweit vernetzen
Um diese Vernetzung zu gewährleisten, hat Knestele das Wundnetz Allgäu mitbegründet. Doch damit ist sie noch nicht zufrieden. In einem nächsten Schritt wollen Gass und Knestele die Wundnetze bundesweit vereinen.
Dadurch sei beispielsweise für einen Patienten aus Hamburg, dessen Wunde über Monate nicht heilt, ein Urlaub im Allgäu möglich, ohne dass er auf die Versorgung verzichten müsse.
Sprechstunden hält die Wundambulanz am Montag (14 bis 18.30 Uhr) am Mittwoch (9 bis 18.30) und am Freitag (15 bis 18 Uhr) ab. Kassenpatienten brauchen einen Überweisungsschein und müssen sich telefonisch anmelden: 08342/78272.