Ein Freund markiger Sprüche war der Germaringer Bürgermeister noch nie. Auch nicht als Vorsitzender des Abwasserverbands Wertach Ost. Doch die Stromrechnung der Lechwerke LEW für das Verbandsklärwerk in Pforzen, die hat Kaspar Rager "richtig aus den Socken gehaut": 34000 Euro mehr als 2009 verlangen die Energieversorger für das vergangene Jahr - eine Steigerung um satte 45 Prozent, die Rager "nicht nachvollziehbar" nennt und nur "mit der Faust in der Tasche" hinnehmen kann. Direkte Auswirkungen auf die Investitionen des Verbandes hat die Stromrechnung allerdings nicht. Der Fahrplan für die auf 1,3 Millionen Euro Baukosten geschätzte Modernisierung der Kläranlage bei Pforzen steht - spätestens im Mai sollen die Bagger anrollen.
Ertüchtigung geplant
Finanziert wird die Ertüchtigung der Anlage von den vier Verbandsgemeinden (Germaringen, Pforzen, Rieden/Zellerberg und Mauerstetten). Im neuen, einstimmig verabschiedeten Haushalt des Abwasserverbandes sind knapp 700000 Euro für das Projekt vorgesehen. Damit es diesmal am Jahresende 2011 beim Haushaltsposten "Energieverbrauch" keine bösen Überraschungen gibt, werden 125000 Euro bereitgestellt (2009 reichten dafür noch rund 73000 Euro). Im vergangenen Jahr hatte man 82000 Euro veranschlagt, doch die genügten bei Weitem nicht, wie die Rechnungsprüfer des Verbandes bemängelten: 107000 Euro mussten an die LEW überwiesen werden. Die gestiegenen Stromtarife machen dabei laut Rager nur 14000 Euro aus.
Haupt-Preistreiber seien die Netzgebühren: 20000 Euro sind als Maut für die Nutzung der LEW-Infrastruktur zu entrichten - ein Rechnungsposten, den es früher nicht gab.
Nach Ragers Recherchen ist "Wertach Ost" kein Einzelfall. Auch die Kläranlagen in der Nachbarschaft klagten über Preissteigerungen von bis zu 36 Prozent. Bei den laufenden Kosten des Verbandes nimmt die Stromrechnung nach Personalkosten (rund 132000 Euro) und Klärschlammentsorgung (130000 Euro) nun Rang drei ein. Was nicht nur Rager verwundert: Es gibt Energieversorger, die noch mehr verlangen als die LEW.
Schon vor dem Tätigkeitsbericht von Karl-Heinz Kreit über die 2010 angefallenen Service- und Reparaturarbeiten an Kläranlage und Kanal hatte Verbandschef Kaspar Rager die kommenden Herausforderungen angesprochen: Das Kanalsystem des Verbandes habe mittlerweile ein Alter erreicht, in dem mit ernsthaften Schäden zu rechnen sei. Da der Verband gesetzlich zur Eigenüberwachung verpflichtet sei, soll das Rohrnetz nun mit Kameras überprüft werden. Vorhandene Schäden sollen schrittweise und in Absprache mit dem Verbandsausschuss beseitigt werden.
In diesem Gremium soll demnächst auch entschieden werden, ob im Zuge der Modernisierungsarbeiten die Dachflächen der Kläranlage mit Photovoltaik-Modulen bestückt werden.