Totgesagte leben länger, heißt es im Volksmund. Das gilt wohl auch für die Automobilindustrie. Nach der umfangreichen staatlichen Hilfe durch die Abwrackprämie war ein Einbruch prognostiziert worden - der nicht kam.
Von sterbenden Autohäusern, Autohändlern auf der Straße, ja dem Zusammenbruch des gesamten Zweiges war die Rede. Mittlerweile hat sich das Blatt gewendet, glaubt man Aussagen aus der Branche. Zwar werden nicht so viele Autos wie mit Abwrackprämie verkauft, doch so schlimm wie erwartet hat es auch die Autohäuser im mittleren Landkreis nicht erwischt. "Wir können uns wirklich nicht beklagen", sagt Walter Bobinger vom gleichnamigen Opel-Autohaus in Obergünzburg. Zwar erreiche man die Zahlen aus dem Vorjahr (bis zu 160 Prozent mehr verkaufte Autos als in einem "normalen" Jahr) nicht, doch sei man auf einem guten Weg. In diesem Jahr rechnet Bobinger immerhin mit 80 Prozent eines normalen Verkaufsjahres: "Tendenz stetig steigend", sagt der Obergünzburger. Dass man die Zahlen von 2009 nicht erreichen werde, begründet Bobinger eben mit der Abwrackprämie: "Da haben viele Kunden ihre Verkaufsentscheidung vorgezogen."
"Vielversprechender Anfang"
Zufrieden ist auch Wilhelm Metz vom gleichnamigen Peugeot-Autohaus in Marktoberdorf. Zwar sei der Kleinwagenmarkt angesichts der Abwrackprämie "halb tot", sagt Metz, aber kämen jetzt die Leute, die größere Wägen kauften. Metz, der trotz des prognostizierten Einbruchs optimistisch blieb, berichtet von einem "sehr vielversprechenden Anfang des Jahres". Mittlerweile sei es zwar wieder etwas ruhiger, doch das sei jedes Jahr um diese Zeit so. Gerade im Neuwagenbereich ist es auch bei Harald Kraus von Ford Kraus "etwas ruhiger". Trotzdem ist er zufrieden. "Wir sind eben nicht so fixiert auf Neuwagen, sondern verteilen unsere Aufgaben. Gerade die Halbjahreswagen gehen gut", so Kraus.
Wilhelm Metz sieht die Chancen für die kleinen Autohäuser grundsätzlich eher im Bereich Service, denn Verkauf. Und da ist ihm nicht bange. "Da werden wir unsere Arbeit immer haben, solange in unserer Gesellschaft so viel Wert auf Mobilität gelegt wird", so Metz.
Fast überschäumend äußert sich Erwin Hindelang aus Stötten. Der Inhaber des VW-Autohauses hat bislang von einem Einbruch noch gar nichts gemerkt. "Wir bringen die Autos, die wir verkaufen könnten, kaum her", sagt er. Hindelang ist "sehr zufrieden" und sieht seine Verkäufe fast bei den Zahlen vom Vorjahr. Ihn hat das auch nicht überrascht: "Ich war immer optimistisch und das hat sich so bestätigt."
Die Zahlen bei der Zulassungsstelle am Landratsamt bestätigen die Ansichten der örtlichen Autohändler allerdings nur bedingt. Gegenüber dem Vorjahresquartal sank die Zahl der Neuzulassungen deutlich. Waren es im ersten Halbjahr 2009 noch 3425, sind es im gleichen Zeitraum dieses Jahres nur noch 2031 gewesen. Im zweiten Halbjahr 2009 wurden noch 2675 Neuwagen zugelassen. (bs)