Operationen, die bisher nur an Universitäts- und Spezialkliniken möglich sind, sollen künftig in Kempten und Immenstadt durchgeführt werden. Dazu wurde gestern ein gemeinsames Herz- und Gefäßzentrum aus der Taufe gehoben und mit Dr. Martin Karch ein neuer Chefarzt vorgestellt. Neben ihm gehören drei weitere Chefärzte zum Zentrum: Dr. Jan Torzewski, Dr. Wulf Ito und Dr. Friedrich Seidel.
Geschäftsführer Andreas Ruland freute sich über dieses erste gemeinsame Projekt des Klinikverbunds Kempten-Oberallgäu. Im Ausbau der kardiologischen Abteilung zu einem Zentrum an zwei Standorten zeige sich auch das Ziel des Verbunds: "Spezialangebote etablieren, die sonst nur an Uni-Kliniken gemacht werden können." So sei jeder der Chefärzte Spezialist auf einem Gebiet der Kardiologie.
Dr. Karch, seit Juni am Klinikum in Kempten, hat das Fachgebiet der Elektrophysiologie, das sich mit Herzrhythmusstörungen befasst. Wie er erläutert, könnten durch kleinste Katheder-Eingriffe viele Herzrhythmusstörungen komplett beseitigt werden, ohne dass der Patient danach lebenslang Medikamente nehmen müsse.
Dr. Seidel, Chefarzt in Kempten, wird Ende des Jahres aus Altersgründen ausscheiden und "kann jetzt beruhigt das Feld meinen Nachfolgern überlassen", wie er gestern meinte. Seidel, der vor allem Erkrankungen der Herzkranzgefäße behandelt, wird durch einen weiteren Chefarzt ersetzt, für den gerade das Auswahlverfahren läuft.
Dr. Torzewski, Chefarzt in Immenstadt, ist Spezialist in Sachen Herzklappen und für besonders schonende Eingriffe, beispielsweise über die Leiste. Dies komme vor allem älteren Patienten zugute, weil wegen der kleineren Wunden die Heilung erleichtert werde.
Dr. Ito, Chefarzt in Immenstadt, hat Gefäßerkrankungen zum Fachgebiet. So seien Herz- und Gefäßmedizin eng miteinander verknüpft. Beispielsweise hätten 70 Prozent aller Patienten mit der Schaufensterkrankheit, einer Durchblutungsstörung der Beine, eine Verengung der Herzkranzgefäße.
Torzewski und Ito haben in Immenstadt bereits begonnen, ein Zentrum für Herz- und Gefäßerkrankungen aufzubauen - mit dem ersten OP-Herzkatheterlabor Südwestdeutschlands. Der weitere Ausbau gemeinsam mit Kempten soll eine wohnortnahe Versorgung von Herz-Patienten sicherstellen. Bisher lassen sich 60 Prozent davon außerhalb des Allgäus behandeln. (sf)