Siebnach/Ostallgäu | emf | Als gut informiert, unaufgeregt und im Wesentlichen sachlich zeigten sich die Initiatoren der Bürgerinitiative 'Gesundes Wertachtal' beim Infoabend in Siebnach. Um mehr über das geplante Heizkraftwerk von Lang Papier und die dort vorgesehene Müllverbrennung zu erfahren, hatten sich interessierte und besorgte Bürger in so großer Zahl eingefunden, dass einige mit Stehplätzen vorlieb nehmen mussten.
Der hohe Informationsstand der Initiatoren Armin Weh, Richard Nicka und Martin Kleint erklärt sich daraus, dass alle drei bereits vor 20 Jahren gegen eine geplante kommunale Müllverbrennungsanlage in Ettringen mobil gemacht haben - damals mit Erfolg. Die jetzt geplante Anlage soll allerdings ein Vielfaches an Haus- und Gewerbemüll verbrennen und wäre - würde sie realisiert - laut Bürgerinitiative dann die 'zweitgrößte Müllverbrennung Bayerns'.
Gekommen waren auch Bürger aus Orten wie Langenneufnach, Hiltenfingen, Amberg, Lamerdingen oder Langerringen. Sie bekannten, dass sie sich von den Ereignissen überrollt fühlten, da sie bisher nichts von den Planungen gewusst hätten und in den meisten Fällen auch ihre Bürgermeister bisher ahnungslos gewesen seien.
Eugen Mayer aus Gennach stellte den Zuhörern das Projekt aus der Sicht der Bürgerinitiative dar. Demnach gelange trotz hoher gesetzlicher Auflagen und moderner Filteranlagen noch immer ein gewisse Menge an belastetem Staub in die Luft und auf den Boden - und damit unter anderem Dioxine, Chlorverbindungen, Schwefel- und Stickstoffoxide, Quecksilber und Kohlenmonoxid. Diese könnten Allergien und Atemwegserkrankungen auslösen. Zudem müsse der Haus- und Gewerbemüll, den das Kraftwerk benötigt, aus einem weiten Umkreis angefahren werden. Dies habe einen umweltschädlichen 'Mülltourismus' zur Folge. Der Wert der Immobilien im Umkreis werde sinken.
Armin Weh ließ keinen Zweifel daran, dass das Landratsamt, sollten sich die Antragsteller an die gesetzlichen Vorgaben halten, das Projekt genehmigen müsse. Er hoffe aber auf einen Umdenkprozess bei der Geschäftsführung von Lang Papier, wenn kontinuierlicher Gegenwind aus der Bevölkerung kommt.
Lang-Werkleiter Thomas Krauthauf wolle keine Konfrontation und scheine verhandlungsbereit. Allerdings wisse Weh nicht, inwieweit auch Krauthauf von den Weisungen der Führung des Myllykoski-Konzerns, zu dem Lang Papier gehört, abhängig sei.
Weh erklärte: 'Wir wollen die Arbeitsplätze und die Entwicklungsmöglichkeiten von Lang Papier erhalten, aber wir sind gegen die Verbrennung von schadstoffhaltigem Müll. Warum muss Lang unbedingt ins Müllgeschäft einsteigen? Die Energieversorgung der Firma lässt sich auch anders sicher stellen.'
Weh zeigte sich erfreut darüber, dass die Gemeinde Ettringen die gleiche Linie vertrete und für ein Heizkraftwerk, aber gegen die Verbrennung von Müll sei. Grünen-Landtagsabgeordneter Adi Sprinkart, der unter den Zuhörern war, lobte die konstruktive Position von Gemeinde und Bürgerinitiative und meinte, diese Art des Protests sei Erfolg versprechend.
Die Bürger wollen nun möglichst viele Einwendungen machen und Unterschriften sammeln. Es soll zudem versucht werden, Politiker an einen runden Tisch zu bringen.